Schottland-Westküste-Inseln - 16.05. - 07.06.2025

Tag 7 (Kintyre-Islay, ca. 75 km inkl. Fähre):

Es ist ziemlich bewölkt, der angekündigte Wetterumschwung scheint leider zu kommen.
Ich bin zeitig genug am Fährhafen, manchmal kommt doch noch mal die Sonne raus.
Die Überfahrt nach Islay dauert über 2 Stunden, ich genieße die Ausblicke auf die
Inseln vom Sonnendeck. Port Ellen ist ein schmuckes Hafenstädtchen, hier hole ich
mir im Supermarkt ein trockenes Brötchen, da ich in 2 Stunden die Bowmore
Destillerie besichtige, das will ich nicht auf nüchternen Magen riskieren. Die Straße
von Port Ellen nach Bowmore geht für über 10 Kilometer schnurgeradaus - das habe
ich in Schottland noch nie erlebt. Könnte glatt ein amerikanischer Highway sein, wenn
die Straße nicht so schmal und schlaglochübersät wäre… :-) Meine Lokation ist sehr
ordentlich, innen sehr modern eingerichtet. Ich trete gleich in ein Fettnäpfchen, als ich
die Frau des Besitzers als seine Mutter tituliere - wie peinlich... Die Destilleriebesichtigung
ist ganz gut gemacht, nach 1,5 Stunden hat meine Gruppe genug gesehen, gerochen und
getasted. Ich wandere ein wenig durch das Städtchen und reserviere mir einen Tisch in
einem Restaurant, vom Besitzer der Unterkunft bekomme ich noch einen Tipp für einen
guten Pub mit großer Whiskyauswahl. Apropos Whisky: derzeit gibt es aus Islay wohl
12 (!) aktive Destillerien. Der winzige Pub hat tatsächlich über 1000 Whiskies im
Sortiment, vom teuersten kostet ein Glas 1500 £ (!!!). Es wird Darts gespielt, ebenso
ein wenig Billard, nachdem ich das Eis gebrochen habe.

 

Islay in Sicht. Port Ellen ist ein... ...sehr adrettes
Hafenstädtchen.
Ist der Baum betrunken? Vermutlich ja! Destillerie...
...an Destillerie. Und wer keinen Whisky
mag, dem kann auch
geholfen werden.
Und da habe ich eine
Führung gebucht.
Das Getreide
muß trocknen.
Daraus und dem Torf... ...entsteht das da!
Am Hafen von Bowmore. Verträumt. Ein wirklich pittoreskes
kleines Städtchen.
Ein wunderschöner Morris
Minor Traveler.
Der teuerste Whisky
kostet 1500 £ - pro Glas!
Aber wenigstens kann man
am Tresen kostenlos
sein Telefon aufladen...

Tag 8 (Islay Rundtour, ca. 240 km):

Ich starte meine Islay Rundtour, zuerst wird das "American Monument" angefahren,
das zum Gedenken an 2 gesunkene Schiffe im 1. Weltkrieg errichtet wurde. Bis dahin
führt eine Schotterpiste, dann sind noch gut 20 Minuten Fußmarsch zu bewältigen, die
sich aber lohnen: die Felsenküste ist wunderschön, leider ist hier Drohnenflug verboten.
Ich stolpere über weitere Destillerien, die von Bruichladdich hat‘s in sich: ich erstehe
eine Art T-Shirt / Sportlershirt in schönem Design, allerdings schlägt‘s mir beim
Bezahlen mittels Karte auf den Magen - satte 80 £ sind zu berappen für das Teil!
Jetzt mache ich keinen Rückzieher mehr. Leider wird das Wetter schlechter, erst
tröpfelt‘s, dann regnet‘s. Nicht zu stark, aber es geht etwas durch die Textiljacke
durch. Nach Jura setze ich jedenfalls heute nicht mehr über, vielleicht morgen. Ich
horche etwas an der Matratze und starte danach das Abendprogramm. Der entwickelt
sich recht feucht-fröhlich, besonders, als mich zwei Glaswegians ansprechen. Man
spielt Pool, unterhält sich und tauscht E-Mail Adressen aus - mal sehen, ob was
draus wird.

 

   
Der "Highway" von Islay. Ach, da geht's lang... Die Ausblicke sind
echt sehenswert.
Alleine dafür hat sich der
Weg gelohnt.
Sterben leider langsam aus:
rote Telefonzellen.
Noch 'ne Destillerie.
Obacht bei den T-Shirt Preisen! Den testen wir sogleich.

Tag 9 (Islay-Oban, ca. 155 km inkl. Fähre):

Die Wettervorhersage sieht nicht wirklich gut aus, es wird mehr Regen geben. Fahre
ich gleich in den Regensachen los oder riskiere ich‘s ohne? Zumindest die Regenhose ist
angezeigt... Auf dem Weg zur Fähre mache ich noch einen Schlenker zu den
Destillerien von Ardnahoe, Bunnahabain und Caol Ila (wo ich noch ein T-Shirt erwerbe),
dann heißt‘s in Askaig: Warten auf die Fähre nach Kennacraig, dann über Land nach
Oban, wo morgen vormittag die nächste Destilleriebesichtigung wartet. Die Fähre hat
über eine Stunde Verspätung. Ein Glaswegian, mit dem ich mich am Hafen unterhalte,
meint nur, dass die Fähren prinzipiell nicht sehr verläßlich wären, er hätte mal im Winter
4 Tage aus Islay abwarten müssen, bis eine Ersatzfähre verfügbar war... Das Wetter hat
sich etwas gebessert, auf der Fähre kann man draußen sitzen und die Überfahrt
genießen. Auf dem Festland geht‘s zügig Richtung Oban, in der Stadt wird getankt und
kurz das dreckige Mopped gewaschen. Die Unterkunft ist ein wenig abseits, aber ganz
nett. Die Gastgeberin empfiehlt mir ein Lokal, dort ist‘s ziemlich voll... Ich darf mich aber
an einen Stehtisch mit Barhocker quetschen. Die Touristen- Souvenirshops haben noch
offen, fast hätte ich ein T-Shirt gekauft, aber so hübsch war‘s dann doch nicht, obwohl‘s
mit 15 £ deutlich günstiger gewesen wäre als das von Bruichladdich. Oban ist heute auf
jeden Fall ganz schön überlaufen, das Restaurant wohl auch ziemlich beliebt, ohne
Reservierung dürfte es normalerweise schwierig werden. Ein Steak Pie macht den
Auftakt, der anschließende Käsekuchen mit Sahne und Karamell ist eine echte Offen-
barung, etwas vergleichbares hatte ich noch nie. Mal sehen, wo ich gleich einen Pub finde,
womöglich sogar mit Live-Musik, es ist schließlich Samstag! Fast alle Pubs sind rappelvoll,
ich muß mich mit einem Hocker an einem Daddelautomaten begnügen. Aber auch der
wird mir alsbald geklaut vom Personal... Es gibt tatsächlich noch Livemusik, aber der
Pub ist komplett überfüllt, ich fühle mich nicht mehr wohl. Obwohl es draußen "cats
and dogs" regnet, wechsele ich die Lokation. Ich finde einen anderen Pub, in dem die
Musik zwar furchtbar laut ist, man aber trotzdem mehr unter sich ist. 2 Partien Billard
gewinne ich, eine mein Gegner. Um 01:00 hat die Wirtin sichtlich Mühe, die Gäste zu
vertreiben, erst das Ausschalten des Lichts hilft. Es regnet in Strömen, 20 Minuten
brauche ich zu Fuß bergauf, ich bin klatschnaß.

 

Skurril: Eine Rundkirche. Eine Destillerie... ...und noch eine....
...und noch eine! Die Mini-Fähre auf die
Isle of Jura.
Zum Glück ist meine Fähre
nach Oban etwas größer.
     
Ausblicke auf die... ...Isle of Jura. Das Wetter hat sich
kaum gebessert.
 
Die Kirche bei Kilmartin... ...und die "Standing Stones". Das Wetter hat Spuren
hinterlassen...
...die beseitigt werden. Oban: die Souvenirläden
haben noch auf.
Mmmh, lecker: ein Steak Pie. Laut und lustig geht's im Pub zu.


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TIPP:
- Islay ist DIE Whisky-Insel. Man stolpert alle paar Kilometer über eine
   andere Destillerie.
- Wer's nicht weiß. Islay Whisky's sind berühmt für ihren teils heftig-scharfen
   torfigen Geschmack - nicht jedermann's Sache...
- Oban ist der zentrale Hafen für Reisen auf die zahlreichen Inseln, daher ist dort
   eine ausgesprochen ausgeprägte touristische Infrastruktur.

Letztes Update: 19.06.2025