Polen - 16.07. - 07.08.2021

Tag 7 (Krakau Stadtbesichtigung)

Ich will auf den Wawel, das Schloss und die Kathedrale besichtigen, also rauf
auf den nächsten Scooter und mit Vollgas Richtung City, aufgrund der Gepäck-
beschränkungen aber nur mit kleiner Fototasche. Ein Ticket zu kriegen ist gar
nicht so einfach: Online bietet man zwar eine grosse Anzahl von Bezahl-
möglichkeiten an, aber nur, wenn man bei einer polnischen Bank ist…
Paypal
ist nicht dabei und meine Bankkarte würde zwar funktionieren, aber da ich mir
kürzlich ein neues Smartphone geleistet habe, ist das neue Teil noch nicht registriert
- das geht nur per Brief von der Bank! Ob die mir den Brief auch in ein polnisches
Hotel liefern, per Eilboten? Also am Ticketschalter anstellen und warten, bis ich
an der Reihe bin. Das Schloss hat eine beeindruckende Sammlung an Wand
-
teppichen und eine alte Waffenkammer mit Degen, Säbeln und Pistolen. Die
Kathedrale ist eine echte Augenweide, drinnen darf man aber nicht fotografieren.
Hindert das den ambitionierten Hobbyfotografen? Natürlich nicht! Die neue
„Spiegellose“ ist komplett lautlos, also schiesse ich „aus der Hüfte“. Dann sehe
ich mir die Marienkirche an, die ebenfalls beeindruckt. Danach wechsele ich
zurück ins Hotel und tausche die kleine gegen die grosse Kameraausrüstung,
es geht wieder in die Stadt. Den „Tytano“ Komplex gibt es zwar noch, scheint
a
ber nicht mehr betrieben zu werden. Ich latsche dann einfach kreuz und quer
durch die Strassen und entdecke noch das Ein oder Andere. In einer Apotheke
hole ich mir eine Handcreme, da meine Hände vom ständigen Desinfizieren ordentlich
brennen. Auf einer Parkbank geniesse ich den Augenblick der Ruhe, bis diese von
einem Bettler gestört wird. Er erbittet eine Zigarette, ich gebe ihm eine, dann möchte
er 5 Zloty haben, ich gebe ihm 2 Euro (was etwa 10 Zloty entspricht, ich habe
nämlich keine 5 Zloty). Dann möchte er noch eine Zigarette auf den Weg haben,
auch die kriegt er - ich habe definitiv ein zu weiches Herz… Zum Abendbrot gibt‘s
gefüllte polnische Teigtaschen mit Spinat und Knobisosse - lecker. Dessert lasse ich
weg, das wird stattdessen getrunken. Ich suche noch den plac Szczepański auf,
dann geht’s zum nächsten Irish Pub. Mein geliebtes Kilkenny hätten sie zwar, aber
dass Faß ist leer… Ein Murphy tut‘s auch. Ich bereite mich auf den Besuch des
Salzbergwerkes Wieliczka vor, dass nur mit kleinem Gepäck besucht werden
darf und will vorher Fotos sichern, finde aber kein USB-C Kabel für meine
Kamera. Das einzige, von dem ich weiss, liegt im Transportkoffer meiner Drohne,
dieser ist im Koffer am Motorrad… Also ab in d
ie Tiefgarage, bis 01:00 habe
ich endlich alles gesichert.

Heute steht der Wawel an. Im Innenhof warten
Besucher auf Einlass.
Zahlreiche Wandteppiche...
...dekorative Decken... ...und prachtvolle Räume... ...erwarten die Besucher.
Blick auf die äusseren
Wawel-Anlagen.
Auch Kunstgegenstände... ...sind zahlreich
vertreten.
Die Kathedrale von Innen... ...und von Aussen. In der Marienkirche.
Am Tag sind die Tuchhallen
von Geschäften bevölkert.
Allerlei Zeugs wird
feilgeboten.
Abseits der Altstadt sieht
man oft schöne, aber halb
verfallene Häuser.
Springbrunnen mit Beleuchtung... ...und abstrakt. Irish Pub - was sonst?

Tag 8 (Krakau-Wieliczka Salzbergwerk), ca. 90 km:

Auf zum Salzbergwerk! Es ist viel los, aber nicht zu viel. Ich habe für eine
englische Führung gebucht, weil die eine Stunde früher ist als eine deutsch-
sprachige. Über unzählige enge Stufen geht es erstmal knapp 70 m nach unten,
in gut 2 Stunden sieht man Stollen, kleine Räume, Werkzeuge, rekonstruierte
Arbeitsstellen, einen unterirdischen See und den großen Saal, der eine echte
Pracht ist, mit Kronleuchtern aus Salz! Insgesamt ist es auch eine äusserst
schweisstreibende Angelegenheit, ich bin nach kurzer Zeit restlos aufgeweicht,
da ich ja in Moppedklamotten herumlaufe. Am Ausgang der Rundtour gibt‘s
einen Stau, eine Frau hat offenbar einen klaustrophobischen Anfall, man hört sie
laut schreien „LET ME OUT!“. Ich nehme trotzdem noch die Untertage-Museums-
führung mit, nach 3 Stunden wieder oben angekommen, gibt‘s eine Flasche
Wasser und ein dickes Eis. Das T-Shirt ist definitiv fertig, und ich auch… Nach
dem Duschen packe ich wieder die grosse Fotoausrüstung zusammen und gehe
zum letzten Abend in die Stadt. Der „plac nowy“ ist voll von kleinen Ständen,
Zwischendurch-Fressbuden, Antiquitätenhändlern und allem möglichem Zeugs,
ich sichte sogar 2 Polizisten, die sich was auf die Faust holen. Aber mich zieht‘s
auch wieder magisch auf den Hauptplatz, der vor Menschen, Strassenmusikern,
Restaurants, Cafés und Bars schier aus allen Nähten platzt - Lebenslust pur.
Schwer vorstellbar, wie das hier in harten Coronazeiten aussehen mag. Das
Abendbrot fällt diesmal zwiespältig aus: nicht, das es nicht geschmeckt hätte,
aber es ist für hiesige Verhältnisse recht teuer und, um mal mit Loriot zu sprechen,
fällt die Portion „recht übersichtlich“ aus - so übersichtlich, das ich mir ein Dessert
gönnen muss. Leider kommt auch „der“ Geiger am Restaurant vorbei, den ich
schon mehrfach beobachtet habe: ein älterer Herr, der kein Gefühl für Musik hat,
immer die gleichen 2 Lieder über die Saiten kratzt, die Töne teils nicht trifft und
von Tisch zu Tisch rund um den Platz zieht… Im Irish Pub um die Ecke gibt‘s
ein Guinness und ein polnisches Lager. Ich beobachte eine ziemlich zierliche
junge Frau, das sich einen riesigen Burger bestellt - aber sie bekommt das
Monster gemeistert!

Das Salzberwerk Wieliczka... ...begeistert mit Inszenierungen... ...Skulpturen und Sälen.
Praktisch komplett aus
Salz: ein Kronleuchter.
Sehr beeindruckende... ...Salzstrukturen.
Für Digital Natives
natürlich unverzichtbar
unter Tage...
Sogar eine Kapelle
findet sich.
Gewachsene Ablagerungen.
Die Festung Tyniec...
...lohnt einen Besuch. Mit malerischer Patina:
ein Türblatt.
Wieder viel Betrieb
am Rathausplatz.
Nett gestaltetes Schaufenster. Abendliches Abschiedsfoto.

Tag 9 (Krakau-Tarnów, ca. 385 km):

Es geht weiter, leider auch mit den Staus, ich weiss nicht, ob in Polen gerade
Reisesaison ist… Aber immer wieder stelle ich fest: viel Verkehr, der flüssig
rollt, dann Stau ohne Ende. Als Ursache stellt sich meist eine überflüssige
Ampel in einem Ort heraus, die man auch problemlos gegen einen Kreisverkehr
hätte ersetzen können, es fällt mir daher auch schwer, die zunehmend
interessanter werdende Landschaft zu geniessen. Erst in den Ausläufern der
Tatra lässt es nach, dafür ist halb Polen an diesem Samstag zum Wandern und
Radfahren hier. Ab da macht die Tour langsam Spass, über kleine Landstrassen
nähere ich mich dem Ziel, vorher wird noch das Dörfchen Zalipie angefahren,
wo sich einige mit floralen Mustern verzierte Holzhäuser finden. Mein Hotel sieht
von aussen ganz nett aus, der Flur und mein Zimmer haben aber bessere Zeiten
gesehen: die Teppiche sind total verschlissen und verschossen, die Möbel haben
sie bei Omi aus der Wohnung geholt… (das wäre was für dich gewesen, Dieter!)
:-) Naja, für eine Nacht ist‘s OK. Ich laufe zum kleinen, aber netten Stadtzentrum,
mache ein paar Fotos und sichte dort tatsächlich sogar einen Irish Pub - das hätte
ich in dem Städtchen Tarnów nicht erwartet, nehme es aber dankend an! Vorher
landet aber noch ein stattlicher Homemade-Burger auf meinem Tisch, zwar nicht
so weltrekordverdächtig wie der damals in der Sportsbar in Tromsö, aber beachtlich.
Dazu probiere ich noch einen polnischen Wodka - schmeckt nach nichts, macht
aber schnell kirre. Im Irish Pub gibt‘s noch ein Guinness und einen Whiskey. Als
ich beim Schreiben dieser Zeilen im Pub immer wieder einnicke, merke ich, das es
wohl Zeit für den Rückzug ist.
Im polnischen Teil der Tatra.
Hübsche Landschaften.

Da wohnt vermutlich
ein Künstler...
Zalipie - hier gibt es noch
einige Holzhäuser...
...mit dekorativen
Wänden.
Tarnow. Auf dem Marktplatz
lässt es sich leben.
Schön öfters gesehen,
aber immer wieder
interessant.
Die Dinger gibt es mit 2
oder 4 Liter Inhalt!
Wer sich's nicht schon
gedacht hat: Ich bin im
Irish Pub gelandet... ;-)
Das wäre natürlich gesünder.
Macht was her, der Brunnen. Im Bahnhof ist um diese
Zeit nichts mehr los.


▲ Zurück zum Seitenanfang

◄ vorherige Seite

nächste Seite ►

horizontal rule

TIPP:
- Interessant: Fast überall findet man einen Irish Pub, die Dinger haben sich
   überall durchgesetzt.
- Nochmal zum Thema Verkehr: Ich habe es oft erlebt, das Autofahrer sowohl
   in der Stadt als auch ausserhalb die gleiche Geschwindigkeit fahren: 70 km/h...
- Die "klassische" Stadtbauweise mit zentralem Platz ist häufig anzutreffen und
   gefällt mir persönlich auch am Besten.

Letztes Update: 19.08.2021