Schweiz-Österreich-Deutschland
14.08.2020 - 11.09.2020.

Tag 7 (St. Moritz-Innsbruck, ca. 250 km):

Heute steht bei strahlendem Sonnenschein der Berninapass an, fahrerisch
keine Herausforderung, dafür tolle Ausblicke. Bald kommt die italienische
Grenze, im Touristenörtchen Livigno ist der Teufel los: unzählige Wanderer
und Radfahrer, aber die meisten Ferienhäuser stehen leer. Kurz hinter
Livigno geht‘s durch einen 3,5 km langen Tunnel, der mich, unverständ-
licherweise, satte 12 Euro Maut kostet. Ich lasse die direkte Route via
Autobahn erstmal sausen und steuere den Fernpass an, von wo aus man
einen schönen Blick auf die Zugspitze hat. Wieder zurück, an einer Tanke
gibt‘s ein Eis, dann auf die Bahn. Mein Hotel finde ich sofort, ich soll den
Eincheck-Automaten benutzen. Klappt nicht: der will unbedingt die Namen
meiner Mitreisenden haben - kenne ich nicht... Mein Zimmer ist im 4. Stock,
unter dem Dach, sehr mollig bei dem Wetter... Duschen und umziehen, dann
ziehe ich ab Richtung City, nicht ohne an einer kleinen Eckkneipe noch ein
Radler herunter zu stürzen. Das Viertel, in dem mein Hotel liegt, macht nicht
viel her, die Altstadt schon mehr: klein, aber fein. Halb verweste alte Bürger-
bauten wechseln sich ab mit restaurierten Exemplaren, erwartungsgemäß ist
am Inn das Abendleben aktiv. Und da: ein Souvenirshop mit T-Shirts! Das
erste T-Shirt des Urlaubs wandert in meine Tasche! In der Schweiz war nichts
Vernünftiges zu finden. Nachdem ich ein wenig kreuz und quer durch die
City gelaufen bin, wird‘s Zeit für eine feste Mahlzeit, aber wo? Die großen
Plätze sind zwar übersät mit Restaurants, aber auch übersät mit Gästen. In
einer Seitenstraße finde ich was und suche im Internet gleichzeitig nach Irish
Pubs... Ohne geht‘s nicht! :-) Ich leiste mir ein Taxi zurück zum Hotel, da
es sonst 20 Minuten Fußmarsch bedeuten würde. Freund Dieter meldet
sich, er war heute am Nordkap und reist schnell nach Finnland ein, da dies
ab dem Wochenanfang wg. Corona nicht mehr so einfach wäre - verrückte
Zeiten! Ein letzter Whiskey in der Hotelbar beschließt den Abend.

Zauberhafte Berglandschaften... ...zeigen sich auf dem Weg...
von der Schweiz nach Österreich.
Grandiose Landschaften... ...bei Livigno. Blick auf die Zugspitze.

Tag 8 (Innsbruck-Hall-Innsbruck, ca. 25 km):

Der Supermarkt an der nächsten Straße hat früh auf, das passt mir gut,
da mich der Verkehrslärm schon sehr früh geweckt hat. Ein Kakao zum
Frühstück und 2 Flaschen Wasser sind meine Beute. Zurück in die City -
viel Neues sichte ich nicht, ich kann der Stadt aber noch ein paar Fotos
abringen, aber was nun? Museum? Zu warm, keine Lust. Aber ich hatte
doch noch was auf dem Plan: das Städtchen Hall mit einer sehenswerten
Altstadt. Flugs auf‘s Navi geschaut: 8 km entfernt. Langsam und immer
im Schatten gehend nähere ich mich der Unterkunft, schnappe mir den
Helm und die Motorradschlüssel und fahre los. Das hat sich gelohnt: das
kleine Städtchen bzw. die Altstadt haben sich einen Großteil ihres ur-
sprünglichen Charakters erhalten, schöne alte Häuser, eine prächtige Kirche,
kleine Läden und Cafés laden zum Flanieren ein. Viele Fotos landen auf
der Speicherkarte, ich gönne mir ein ordentliches Eis dazu. Fairerweise
muss ich hinzufügen, das der interessante Kern von Innsbruck derzeit
darunter leidet, dass viele Straßenbauarbeiten den Zugang und auch den
Ausblick erschweren.  Zurück im Hotel ist gleich eine Dusche und T-Shirt
Wechsel angesagt - in Salzburg muss ich mal waschen. An der kleinen
Eckkneipe hole ich mir wie gestern wieder ein Radler und unterhalte mich
nett mit dem Besitzer. In der Stadt ist‘s voll, das Wochenende ist da. Es
dauert fast eine Stunde, bis mein bestelltes Essen auf dem Tisch steht. Ich
tröste mich damit, dass die Nudeln vermutlich per Kurier direkt aus Italien
geliefert wurden... Aber delikat sind sie immerhin.  Der alternative Irish
Pub ist leider geschlossen, der von Gestern arg überfüllt. Ich genehmige
mir ein schnelles Kilkenny und verlasse ihn wieder. Auf dem Weg zurück
stelle ich fest, dass das Jungvolk in Innsbruck offenbar genauso hohl im
Kopf wie anderswo ist: Kein Mindestabstand, keine Masken, kein Ver-
antwortungsgefühl... Die Eckkneipe kurz vor meinem Hotel hat noch offen,
da hole ich mir noch ein „Feierabend-Radler“.

   
Innsbruck's Altstadt,... ...das "goldene Dachel",... ...prachtvolle Bauten überall.
     
Viel los - zuviel in
diesen Zeiten?
Im Irish Pub gibt's
echte harte Sachen...
Andere Archtektur kann
ebenfalls beeindrucken.
     
Hall in Tirol begeistert... ... mit einer weitgehend
erhaltenen Baustruktur.
Prächtige Kirche.
     
Stilvoller Türbeschlag. Der gemütliche Marktplatz... ...lädt zum Flanieren und
Relaxen ein.

Tag 9 (Innsbruck-Salzburg, ca. 195 km):

Heute steht eine der kürzesten Etappen mit 195 km nach Salzburg an,
darum ändere ich die Route und lasse mich über Nebenstrassen leiten.
Klappt soweit ganz gut, auch wenn die vielen Ortsdurchfahrten etwas
nerven. Das Wetter wird erwartungsgemäß immer düsterer, aber bis
auf ein paar Tropfen bleibe ich trocken. Eine Baustelle mit Ampel
und einseitiger Verkehrsführung kostet fast 20 Minuten. Kurz wird
Deutschland angeschnitten, dann geht‘s wieder zurück nach Österreich.
Kurz vor dem einsetzenden Regen komme ich an meinem Hostel an -
Hostel? Ach ja, da war ja was... Ich muss mein Bett selber beziehen
und die Bettwäsche am Tag des Ausscheckens auch wieder abziehen.
Ich muss dringend Wäsche waschen, ich frage nach und es gibt tatsächlich
Maschinen für die Klientel. Diese akzeptiert nur 50 Cent Stücke, ich habe
aber nur eines, man wechselt mir. Ich lese die Anleitung, wähle das
Programm, werfe meine Wäsche und Pulver ein, stecke die Münzen ein
und drücke „Start“ - nichts passiert! Nach Analyse des Problems hat
der letzte Benutzer, zweifellos ein Idiot, die Maschine ausgeschaltet,
meine Kohle ist futsch... Noch mal Geld wechseln, neuer Versuch - jetzt
rotiert der Lavamat. Ich setze mir den Wecker, damit ich die Wäsche
pünktlich abholen kann, dann decke ich das Mopped ab, es fängt nämlich
an zu nieseln. Da man hier keinen Alkohol verkauft, werde ich mir im
nächsten Supermarkt ein paar „Radler to go“ holen müssen, aber erst
duschen. Ich hole mir für den Sonntag was zum Frühstück und ein paar
Radler. Da der Regen nicht nachlassen will, hole ich meinen MP3 Player
heraus, lege mich lang und höre Musik. Irgendwann wird das Wetter
besser, ich brauche Nahrung. Ein Italiener nicht weit entfernt ist randvoll,
ich muss 10 Minuten warten, bis ich einen Tisch bekomme, es geht zu wie
in einem Bienenschwarm - Kellner möchte ich hier nicht sein. Aber es
klappt trotzdem nicht alles: Nach 20 Minuten kann ich erst eine Bestellung
aufgeben - in dem Laden läuft was schief... Bei der drangvollen Enge ist
natürlich an ein Hygienekonzept nicht zu denken, zudem ist die Luft wirklich
schlecht. Ich gebe die Pizza „Bianca“ nach 3/4 auf, das Ding ist mir zu
groß. Als auch noch eine Mücke in meinem Radler um‘s Leben schwimmt,
ist für mich der Ofen endgültig aus! Aber wieder zurück? Es ist nicht mal
21:30 und in meinem Zimmer gibt keinen Fernseher! Ein Grieche mit
offenem Biergarten sagt mir zu, ich darf noch auf ein paar geistige Getränke
Platz nehmen.

Malerisch gelegene Burg. Die Anblicke begeistern immer wieder.


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TIPP:
- Die interessante Altstadt von Innsbruck ist relativ überschaubar.
- Das Städtchen Hall sollte man sich nicht entgehen lassen - nur Parken
   ist nicht ganz einfach...

Letztes Update: 21.09.2020