Royal Enfield Interceptor Series II

29.01.2004 - Tja, der denkbar ungünstigste Fall hat sich beim
Besuch bei Weigelt leider bewahrheitet: Die Zylinder sind
verschlissen und nicht mehr zu retten, das Material ist auch zu
dünn, um neue Buchsen einziehen zu lassen - also sind neue
Zylinder fällig... Natürlich müssen auch die Zylinderköpfe überholt
werden, Ventilsitze fräsen, neue Ventile und -führungen, Ventilfedern
und Federteller, dazu Glasperlstrahlen. Neue Kolben nebst Ringen,
Kolbenbolzen, das Ganze prüfen, die Kolben ggf. anpassen und
dann den ganzen Klumpatsch mit neuen Dichtungen versehen wieder
montieren und hoffen, dass nicht noch was kaputt geht. Die Aktion
wird also nicht nur teuer, sondern SEHR teuer. Zuerst mal muss
geklärt werden, ob die Teile aus England den hohen Ansprüchen
des Meisters überhaupt genügen, dann erst kann es weitergehen.

05.02.2004 - Nach einigen Telefonaten und Mails scheint die Qualität
der Ersatzteile hinreichend gesichert, also wird der Ersatzteilkatalog
studiert und die Teilenummern notiert. Da eine Menge der Schrauben
recht unansehnlich und auch schlechtes Gewinde aufweisen,
entschließe ich mich, diese in Bausch und Bogen aus zu tauschen.
Die Online- Bestellung weist als Endsumme schlappe 2200 Euro aus
(...). Damit die Summe überhaupt über die Kreditkarte abgerechnet
werden kann, muss ich meine Bank bitten, diese zu genehmigen.
Ein erstes Problem bereitet die optische Aufarbeitung der Zylinder-
köpfe - es muss ein Strahlbetrieb gefunden werden, der sich mit
Motoren auskennt und nicht nur ausschließlich Brückenpfeiler strahlt...

10.02.2004 - Die Teile aus England sind schon da und ich packe sie
aus wie ein Kind die Weihnachts- Geschenke - wenn die Geschenke
nur nicht so teuer gewesen wären... Zwischenzeitlich habe ich auch
noch einen lokalen Harley- Davidson- Händler (!) gefunden, der selbst
Strahlarbeiten vornimmt und sich der Zylinderköpfe annehmen will,
die mir Herr Weigelt wieder aus Frankfurt zuschickt. Wenn die Köpfe
gestrahlt sind, werde ich alles zusammen nach Frankfurt fahren und
das Urteil des Meisters erwarten.

2300 Euro Teile für englisches Alteisen liegen da... bis auf den Wasserkocher natürlich!

Die neuen Zylinder im einteiligen Gehäuse

Kolben mit
Standard- Maß

Die Bullet- Rennkupplung mit Zahnriemen- Antrieb

Ventilführungen aus Phosphor- Bronze

Stehbolzen, Muttern, Dichtringe etc.

12.02.2004 - Die Teile finden nur bedingt Zuspruch durch Hr. Weigelt:
Die Zylinderlaufbuchsen ragen über die Zylinderdichtfläche hinweg,
ein bekanntes Problem, wie er meint. Damit konfrontiert meldet Mr.
Hitchcock zurück, dass dies aufgrund mehrere Testreihen so sein
müsse, die Dichtheit des System sei sonst nicht gewährleistet. Oh
wie ich das liebe, wenn sich die Experten uneins sind... Mit mittler-
weile reichlich vorhandenen Galgenhumor überlege ich die Hinzu-
ziehung eines dritten Experten - nur um zu sehen, ob die sich
gegenseitig zerfleischen oder zu einer Lösung kommen...

14.02.2004 - Zum dritten (und hoffentlich letzten) Mal mache ich mich
über die Vergaser her. Die in den Niederlanden überholten Teile mit
den Edelstahl- beschichteten Schiebern werden mit den erst vor
kurzem erneuerten Teilen der alten Gasfabriken und neuen
Dichtungen sorgfältig montiert. Bei der Gelegenheit will ich auch
gleich die Gaszüge austauschen, leider fehlen mir die Zugversteller,
hatte ich die nicht schon mal bestellt? In meinen Unterlagen kann
ich aber keine Bestellung finden, also 4 Stück in England ordern
und erstmal wieder Pause einlegen.

19.02.2004 - Schlecht sieht's aus, der Supergau kündigt sich an:
Nachdem feststeht, dass die alten Kolben rund 40 Gramm leichter
sind als die Neuen und Mr. Hitchcock leider kein "Standard-
Gewicht" nennen kann, komme ich um die Neuauswuchtung des
Kurbeltriebs nicht herum, das bedeutet Motor ausbauen und nach
Frankfurt schaffen. Dann kann ich nur noch hoffen, dass beim Öffnen
des Motors nicht noch weitere Katastrophen zu Tage treten...

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Letztes Update: 16.04.2004