Royal Enfield Interceptor Series II

09.04.2005 - Ich habe eine Idee, wie ich den Bremszug einspannen
kann, ohne ihn zu beschädigen: In ein Stück Alu Vollmaterial bohre
ich Löcher von 2mm bis 5mm, dann säge ich das Teil mitten durch
die Löcher durch. Mit den zwei Hälften kann ich den Zug gefahrlos
in den Schraubstock einspannen. Dann setze ich eine Inbusschraube
in ein Stück Flacheisen und fräse den Inbus kugelförmig aus. Damit
bewaffnet kürze ich dann den Zug, setze Nippel und Zugversteller ein
und spanne den Zug ein. Mit zwei Hammerschlägen auf die vor-
bereitete Schraube pilzt sich der Zug sehr schön auf, wenn auch nicht
ganz mittig. Prima, ich löte Nippel und Zug fest und wiederhole die
Prozedur am zweiten Nippel. Auf in die Garage... Der Zug passt, ist
aber ein wenig knapp bemessen. Egal, sobald die Bremse ein Paar
Kilometer hinter sich hat, richtet sich das von alleine. Ob der Zug aber
hält, wird sich leider wohl erst bei der ersten Vollbremsung heraus-
stellen: Entweder folgt dann ein Aha- Erlebnis oder ich sehe einen
Film mit den Stationen meines Lebens ablaufen, gefolgt von einem
langen, lichtdurchfluteten Tunnel...  Jedenfalls muss ich mir noch eine
Befestigungsschelle anfertigen, die den Zug an der Gabel vorbei
führt. Die Blinker kosten wieder reichlich Nerven, zuerst muss ich die
angenieteten Altkabel für die Plusleitung zu den Birnen entfernen,
dann werden die neuen Kabel durchgesteckt und mit einem Lötpunkt
befestigt. Der Blinkerschalter wird zusammen gesetzt, die Kabel
mit dem Kabelbaum verbunden und alles isoliert. Der Schalter muss
aber noch etwas aufgefräst werden, da er für einen kleineren Lenker-
durchmesser gedacht ist. Diese ganzen Kleinigkeiten kosten wirklich
enorm viel Zeit, ich merke jetzt auch immer deutlicher, dass ich für
diese Arbeiten kaum noch genügend Geduld aufbringen kann.

Die Armaturen mit dem
Öldruckinstrument sehen
nicht schlecht aus

10.04.2005 - Der Blinkerschalter wird etwas abgeschliffen, dann
verkabelt und montiert - Passt. Dann folgt der Abblendschalter, er
wird mit zwei Schrauben am Lenker befestigt. Ich nehme Maß, bohre
zwei weitere Löcher in den Lenker und schneide M4 Gewinde für die
Befestigungsschrauben. Das Ding zeigt sich sehr widerspenstig, ich
brauche fast eine halbe Stunde, bis ich Schalter, Isoliergummi und
die Kabel befestigt habe - Damit ist der Lenker fertig verkabelt. Dann
setze ich den neuen Lichtschalter in die Lampe. Beim Funktionstest
der Elektrik geht das Abblendlicht nicht - da hat sich beim Einsetzen
des Reflektors wohl ein Kabel gelöst. Das Problem ist schnell
behoben, aber die Birne des Drehzahlmessers ist offenbar durch-
gebrannt, die werde ich mir morgen neu besorgen. Ich verlege die
Kabel und den Relaiskasten und setze zum Test mal den Tank auf.
Es geht sehr eng zu unter dem Tank, eine der oberen Muttern der
Motorhalterung muss ich etwas kürzen, sonst geht der Tank nicht
vorbei. Das erledige ich noch in der Werkstatt, außerdem suche ich
mir noch ein Stück Edelstahlblech für den Bremszughalter aus,
schneiden kann ich's am Sonntag Abend aber nicht mehr.

11.04.2005 - Die Suche nach Ersatz für die durchgebrannte Birne
der Instrumentenbeleuchtung weitet sich zu einer ungeahnten Groß-
aktion aus: Weder der örtliche Bosch Dienst, noch zwei KFZ
Zubehör- Händler haben eine solche Birne im Programm. So
langsam kann ich nachvollziehen, wie die Situation zu Lebzeiten der
Enfield ausgesehen haben mag: Keine Ersatzteile lieferbar,
Werkzeug muss extra gekauft werden und selbst Schrauben müssen
mühsam besorgt werden. Kein Wunder, dass sich nur echte Freaks
ein englisches Mopped zugelegt haben... Der Halter für den vorderen
Bremszug ist schnell angefertigt: Blech ausschneiden, über einem
Rundeisen biegen, Befestigungslöcher bohren, schleifen und polieren
- Fertig. Sieht zwar etwas merkwürdig aus mit dem Seil nach vorne,
aber nur so verläuft es knickfrei. Der Halter wird montiert, dann bringe
ich noch die Stecker für den Bremslichtschalter an und verlege die
übrigen Kabel. Als letzte Tat des Tages bestelle ich in England 3
Ersatzbirnen sowie eine neue hintere Steckachse - die alte Achse
müsste sonst mühsam aufgearbeitet werden.

12.04.2005 - Mit Hilfe der vor einiger Zeit erworbenen Messuhr mit
Adaptern bestimme ich den oberen Totpunkt des Motors und male
eine Markierung auf Lichtmaschinenrotor und -Stator. Der Deckel
der über den Zündimpulsgebern sitzt, wird mit 3/16" British Standard
Withworth- Schrauben und Sechskanthülsen befestigt, die ich
natürlich nicht habe. Die Original- Schrauben sind ziemlich unbrauch-
bar, deshalb werden bei Möser-Schrauben und VA-Schrauben
passende Schrauben, ein Sechskantstab und Gewindeschneider
bestellt. Beim Durchdrehen des Motors fiel mir auch noch auf, dass
der Kickstarter leicht am rechten Auspufftopf anschlägt - den Halter
baue ich noch mal ab und biege ihn in der Werkstatt nach.
 

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Letztes Update: 12.04.2005