Royal Enfield Interceptor Series II

18.07.2004 - Das Abdeckblech wird geschweißt, da sich in einem
Winkel ein Riss zeigt. Da ich das Schweißgerät schon mal
angeworfen habe, wird die gegenüberliegende Ecke ebenfalls mit
ein paar Schweißpunkten verstärkt. Der Rest des Tages verläuft
allerdings wenig erfreulich: Die Grundierung und Lackierung mittels
Sprühdose führt trotz neuer Sprühdose zum gleichen Effekt wie beim
Nummernschildträger - der Lack wird matt. Also werden beide Teile
angeschliffen, der Kompressor aufgebaut und mit der Lackierpistole
gearbeitet. Aber trotz sorgfältiger Vorarbeiten zeigt sich das ganze
Schreckenskabinett jeden Lackierers: Neben deftigen Staub-
einschlüssen, Silikonkratern und Lacknasen wirft sich der Lack auch
noch auf. Das Ergebnis dieses sonntäglichen Arbeitens darf damit
komplett als "für die Katz" bezeichnet werden. Na schön, dann kann
sich  eben der Lackierer mal wieder auf einen Auftrag freuen.

19.07.2004 - Es geht trotz aller Rückschläge immer weiter: Hinter
dem Rahmenabdeckblech sitzt ein Lederlappen, der die dort
befindliche Elektrik vor dem Spritzwasser des Hinterrads schützt.
Dieser ist nach 34 Jahren natürlich arg mitgenommen. Morgens
bringe ich das Altteil zum Sattler, zwecks Nachfertigung und gleich-
zeitiger Verlängerung um 5 cm. Endlich ist auch das Antwort-
schreiben vom Royal Enfield Owner's Club angekommen, dass ich
mir zufaxen lasse. Der Spezialist empfiehlt, den Simmerring der
Ölpumpenwelle mit einem Draht zu sichern - den Tipp habe ich
allerdings schon vor einiger Zeit auf der australischen Webseite
der Royal Enfield Interceptor Owner gefunden. Als zweites gab es
vom Werk eine Modifikation des Ölkreislaufs: Das Öldruckventil,
das aus Feder und Kugel besteht, wurde vom Werk teils gegen ein
Kegelventil ersetzt. Das wird natürlich umgehend in England
geordert, nebst neuer Feder und einigen anderen Teilen. Ich berichte
Hr. Weigelt über den Stand der Dinge und vereinbare ein Treffen mit
ihm für den kommenden Donnerstag. Als nächstes folgt ein Telefonat
mit GuteKunst Federn  - immerhin ist es schon eine Woche her, dass
ich meinen Auftrag erteilt habe. Abends kann ich den neuen Abdeck-
lappen bereits abholen, der Sattler hat ihn aus einem Stück Cabrio-
Verdeckstoff hergestellt. Sicherlich keine schlechte Idee, das Zeug ist
immerhin wasserdicht. Im Baumarkt wird der am Wochenende
ruinierte Minischleifer reklamiert, vor vier Monaten hatte ich das Teil
wegen dem gleichen Defekt schon mal einschicken müssen.
Zuhause wartet ein Fax der Federnfabrik auf mich, der Anruf hat
offenbar Wirkung gezeigt. Die Kosten für insgesamt 156 Federn
belaufen sich auf rund 500 Euro, die ich bis zum (hoffentlichen)
Verkauf an Hitchcocks Motorcycles vorlegen muss... Als letzte Tat
des Tages drucke ich noch für Hr. Weigelt die diversen Lösungen
der Interceptor Owner für Modifikationen des Ölkreislaufs zum
gründlichen Studium aus.

20.07.2004 - Der Lackierer nimmt sich erstmal der beiden von
mir ruinierten Teile an. Angesichts des seit Wochen andauernden
Regens mache ich mir mir aber mittlerweile Gedanken, ob meine
Entscheidung ein Motorrad zu restaurieren, richtig gewesen ist.
Mir scheint, die Restauration eines U-Bootes wäre eventuell
sinnvoller gewesen...

21.07.2004 - Die Zylinderköpfe werden mit den frisch polierten
Ventildeckeln versehen, außerdem werden einige Stehbolzen
ersetzt und das Ganze mit neuen Muttern vervollständigt. Die Teile
werde ich morgen mit nach Frankfurt nehmen, Hr. Weigelt soll
die Köpfe gleich mit montieren. Mal sehen, ob langsam ein Termin
für die Fertigstellung des Motors in Sicht kommt.

22.07.2004 - Die Ölpumpe erweist sich als letzte Hürde für die
Fertigstellung des Motors. Die Art der Pumpe scheint eine Spezialität
von Enfield gewesen zu sein, in ähnlicher Form findet sie sich sogar
im Motor meiner 350er (Baujahr 1947). Möglicherweise hat Fritz Egli
sich mal der Pumpe angenommen, jedenfalls finden sich Hinweise
dafür auf den Webseiten der Interceptor Owner. Hr. Weigelt wird mal
Verbindung mit ihm aufnehmen, um Näheres in Erfahrung zu bringen.
Auf jeden Fall werden die neuen Ölpumpenteile, die ich beim Kauf
der Maschine mitbekommen habe (mega-rare Teile, einer der
wenigen Pluspunkte des Kaufs), Verwendung finden. Auf meine
vorsichtige Frage nach einem Termin für die Fertigstellung des
Motors bekomme ich allerdings eine Antwort, die mir gar nicht
schmeckt: Ende November bzw. Anfang Dezember erst soll der
Motor fertig werden. Verstehen kann ich das nicht so ganz, da die
restlichen Teile des Motors doch fertig auf der Werkbank liegen? In
Frankfurt scheinen die Uhren offenbar deutlich langsamer zu laufen
als im Rest von Deutschland...

23.07.2004 - Die Blechteile beim Lackierer sind noch nicht fertig,
aber den frisch polierten Haltebügel für den vorderen Kotflügel kann
ich abends abholen. Von Hitchcocks aus England sind einige
Neuteile für die Ölpumpe angekommen: neue Federn, die einzige
Werks- Modifizierung der Ölpumpe (Kolben statt Kugel für das
Ölüberdruckventil) sowie Dichtscheiben und ein Satz Befestigungs-
schrauben für den Ölpumpendeckel. Die Teile werden umgehend
nach Frankfurt durchgereicht. Außerdem ist meine bei eBay
ergatterte Tischbohrmaschine da, die mangels Bauanleitung
erstmal zusammengepuzzelt werden will
 

horizontal rule

Letztes Update: 21.07.2004