Royal Enfield Model G Restauration

28.12.2022 - Es sollte eine schöne Ausfahrt an einem kühlen, aber trockenen
Wintertag werden, aber es hat nicht sollen sein... Nach ein paar Kilometern
Richtung Stadtzentrum stellten sich Fehlzündungen ein und dann ging der
Motor während der Fahrt aus. Ich schaffte es nach ein paar Minuten des
Wartens zwar immer wieder mal, ihn zum Leben zu erwecken, aber letztlich
musste ich das Mopped satte 6 Kilometer (!) nach Hause schieben...
Ich sah mir noch schnell das Problem an: Die neue Sicherung für die Zündanlage
war durchgebrannt, ich setzte eine Neue ein und - der Motor lief. Probefahrt.
Weit kam ich nicht, es fing heftig an zu knallen, alle Leute drehten sich
nach mir um, mit Müh' und Not kam ich noch bis zur Garage. Heute sehe
ich nach, nachdem ich noch auf Verdacht 2 neue 6V Zündspulen bestellt habe.
Mein uralter Bosch Tester zeigt aber, dass die Spule einwandfrei arbeitet,
auch das Erwärmen mit dem Heißluftföhn provoziert keine Aussetzer. Aber
das Mopped läuft nur kurz an, dann geht die Knallerei wieder los, bis auch
die neue Sicherung wieder durchbrennt. Ich prüfe alle Kabel, Steckverbinder
und das Zündgeschirr inkl. Kerze, aber alles ohne Befund. Also kann es
eigentlich nur am Pickup liegen, aber den hatte ich doch isoliert montiert?
Das Meßgerät offenbart allerdings, dass es mit der Isolation nicht mehr zum
Besten steht: Es gibt zumindest zeitweise Durchgang zur Masse. Also Pickup
ausbauen - meine Isolierscheiben sind anscheinend etwas zusammengesackt,
alle Versuche fruchten nicht, ich werde mir eine massive Scheibe aus Kunststoff
herstellen müssen, sonst wird das nix. Aber heute nicht mehr: Freund Dieter
wartet bereits, wir wollen an der 2. Honda CB arbeiten.

Der Tester zeigt's:
Die Spule ist OK.
Aber die Pickplatte
hat Masseschluss.
Eine solche Scheibe muss
ich aus Kunststoff anfertigen.

29.12.2022 - Die Isolierscheibe ist schnell gemacht, passendes Kunststoffmaterial
habe ich im Bastelkeller. Montiert ist er auch schnell - hilft aber nicht: Der Motor
springt nicht an und produziert nur Fehlzündungen. Ich prüfe noch einmal ausführ-
lich alle Stromverbindungen und montiere auch eine der neu angekommenen Zünd-
spulen, aber das Ergebnis bleibt gleich. Ich komme zum Schluß, dass der Masse-
kurzschluss nicht nur die Sicherung, sondern auch den Pickup zerstört hat. Also
werde ich in England anfragen müssen, ob der Pickup auch einzeln erhältlich ist.

Links meine Kunststoffscheibe, rechts die Original Distanzscheibe.

01.01.2023 - Mein letzter Urlaubstag - trotzdem kann ich das Basteln nicht ganz
lassen... Ich sehe noch einmal nach der Enfield, alle Steckverbindungen werden
akribisch kontrolliert, ausserdem prüfe ich die Spannungen und Masseverbindungen
sehr genau, es gibt nichts zu bemängeln, kein Spannungsabfall in den Leitungen,
alles in Ordnung. Auf Verdacht ersetze ich den Kerzenstecker, bringt natürlich
nix. Aber die Lötung des Zündkabels an der Zündspule ist lose, ich löte einen
anderen Stecker an, aber das hätte trotzdem funktionieren müssen. Nach wie
vor gibt es außer ein paar Fehlzündungen praktisch kein Lebenszeichen, ich
forsche weiter, da sich die Hinweise mehren. dass auch auf der Gemischseite
etwas nicht stimmt: Die Zündkerze ist nach den vielen Startversuchen nur leicht
feucht geworden, nicht nass, wie ich's erwartet hätte. Ich nehme die Schwimmer-
kammer ab und sehe mir das Nadelventil an, es ist in Ordnung. Die Hauptdüse ist
ebenfalls frei, ich puste durch, was durchzupusten geht, komme aber nicht an alles
dran, dafür müsste ich den Vergaser abbauen und zerlegen. Also mache ich Feier-
abend und bestelle in England neue Dichtungen und ein paar Verschleißteile, dann
werden wir weitersehen.

Das Kabel hat sich aus dem
Stecker gelöst.
Ein neuer Stecker mit
anderem Anschluß ist besser.

06.01.2023 - Die bestellten Teile (für reichlich Pfund...) sind da, der Vergaser
wird abgebaut. Stark verrußt zeigen sich die Innereien, ich zerlege und reinige
die Teile. Der Kaltststartschieber nebst Führung und Feder wird erneuert, die
Feder des Gasschiebers, die Hauptdüse und der Düsenstock und natürlich alle
Dichtungen. Nach dem Wiedereinbau verzweifele ich fast beim Einhängen des
Gaszuges, da mir nicht klar ist, wie dieser im Schieber halten soll. Schließlich
finde ich's doch noch heraus und setze ihn ein, ein Startversuch unterbleibt
allerdings, da ich noch auf den neuen Pickup für die Zündanlage warte.

Stark verdreckt... Überholt und abgedichtet.

13.02.2023 - Endlich habe ich ein wenig Zeit, mich um den Einbau des schon
vor einiger Zeit eingetroffenen neuen Pickups zu kümmern. Das Altteil ist schnell
ausgebaut, das neue Pickup braucht ein neues Massekabel, das mit einer Mini-
Ringöse an eine der beiden (ebenfalls Mini-) Inbusschrauben befestigt wird.
Dazu brauchen die Kabel einen Schutz, ein Bougierrohr übernimmt die Aufgabe.
Die Stecker musste ich abzwicken, nachdem die neuen Kabel ihren Schutz
haben, werden neue Stecker vercrimpt und verlötet. Probieren wir's aus:
Nachdem ich mit der Zündverstellung herumgespielt habe, springt der Motor
nach zahlreichen Tritten endlich wieder an. Ich lasse ihn im Stand 10 Minuten
warmlaufen, aber für eine Probefahrt ist's heute zu spät - erst die wird zeigen,
ob das Problem endlich behoben ist.

Ob das Teil für den Fehler
verantwortlich ist?
Das Neuteil muss erst noch
Farbe bekennen.

04.03.2023 - Auch eine Probefahrt über ein paar Kilometer vor ein paar Tagen
hat vorläufig keine neuen Probleme aufgezeigt - hoffen wir, dass das so bleibt...
Aber es gibt noch ein anderes Problem, dem ich mich heute widme: Bei der
Restaurierung der Enfield hatte ich einen Spannungswandler 6V -> 12V installiert,
um damit eine normale Bordsteckdose zu betreiben, aber seit einiger Zeit ist die
Bordsteckdose stromlos. Da vermutlich der Spannungswandler seinen Geist aufge-
geben hat, hatte ich mir ein Neuteil zugelegt. Die Zeit ist auch hier nicht stehen-
geblieben: Meine Alttteil ist recht groß, aus Blech und lieferte nur 2 A, das Neuteil
ist kleiner, aus Aluminium und liefert satte 10 A. Um das Altteil auszubauen, muß
ich die hintere rechte Fußraste entfernen, da ich das Teil in der Bordwerkzeugdose
mit Gummipuffern befestigt habe, da die Masse über das Blechgehäuse geht und
daher bei Kontakt mit dem Rahmen einen Kurzschluß verursachen würde - meine
Enfield hat schließlich Plus auf Masse. Ich öffne das Gehäuse des Teils, aber man
hört vorher schon, das im Gehäuse war lose herumfliegt - eine Spule ist von der
Platine abgebrochen, die hat die Vibrationen des Motors nicht vertragen. Das neue
Teil ist vergossen, das sollte in der Hinsicht keine Probleme machen. Probleme
macht mir aber wieder die "Plus-Auf-Masse" Elektrik, bei der ich immer wieder
"verkehrt herum" denken muss - wenn ich das länger nicht gemacht habe, fällt
mir das immer etwas schwer. Daher brauche ich über eine Stunde, bis ich trotz
Schaltplan die Strippen neu sortiert und verlötet habe. Der Lohn der Mühen:
12V an der Bordsteckdose trotz 6V Elektrik - Prima! Noch schnell Aufräumen
und dann die kalte Werkstatt verlassen.

Definitiv defekt... Unten sitzt das neue Teil.


▲ Zurück zum Seitenanfang

◄ vorherige Seite

 
horizontal rule

Letztes Update: 04.03.2023