Royal Enfield Model G Restauration

14.07.2012 - Ich besorge mir eine "heißere" Zündkerze, da die bisher verwendete
offenbar zu kalt ist - die Kerze ist nach der letzten Ausfahrt trotz recht warmen
Wetters ziemlich schwarz. Ob das Mopped damit besser läuft, kann ich leider wg.
des besch** Wetters nicht ausprobieren. Die nächste Aufgabe wird etwas
schwieriger: der Auspuff sitzt immer noch zu weit außen, der Kickstarter knallt
bei jedem Antreten dagegen. Dazu modifiziere ich die vordere Auspuffkrümmer-
halterung, so daß der Krümmer etwas tiefer und weiter Richtung Rahmen sitzt,
jetzt hat der Kickstarter einen guten Zentimeter Platz. Lästig wird allerdings der
Ölwechsel mitsamt Filter werden, da der Knebel des Ölfilterdeckels gegen den
Krümmer stoßen wird, den werde ich dazu halt demontieren müssen. Als letzte
Tat des Tages versuche ich den Hauptständer zu bearbeiten: bei jedem Abstellen
des Moppeds platzt der Lack von dem simplen Eisenteil ab, was erstens nicht
schön aussieht und zweitens für schnellen Rostbefall sorgen wird. Voläufig behelfe
ich mir damit, das ich aus zwei Fahrradgriffen, die an einem Ende geschlossen
sind, zwei provisorische Überzieher für die Ständerenden anfertige. Dazu werden
die Griffe gekürzt, für die Querstange am unteren Ende des Ständers eingeschnitten
und mittels Kabelbinder befestigt - sieht nicht gerade professionell aus, sollte aber
für's Erste funktionieren.

15.07.2012 - Das Wetter ist dermassen übel, dass ich nicht mal trockenen
Fußes zur Garage kommen würde... An so einem Tag bleibt nur eines übrig:
Akten sortieren! Rechnen wir doch mal zum anstehenden Ende der Restaurierung
zusammen, was der ganze Spaß bisher gekostet hat: Da wären als Erstes
die 680 Euro zu nennen, die das Wrack vor fast 10 Jahren bei eBay gekostet
hat. Als teuerste Werkzeugbrocken sind die Drehbank für etwa 1600 Euro,
die Fräse für knapp 2200 Euro sowie ein kompletter Satz Qualitäts- Zoll-
schlüssel zu erwähnen, ausserdem ein Kompressor für 180 Euro und ein
Schweißgerät für knapp 2000 Euro, alles Teile, die nicht direkt mit in die
Kalkulation einfließen können, da sie ja nach Abschluss der Arbeiten nicht
"verbaut" sind und mir hoffentlich noch weiter treue Dienste leisten werden.
Dennoch haben sie ihren Anteil an den Gesamtkosten, was sich aber schlecht
einschätzen läßt - bleiben wir also bei den real nachweisbaren Posten:

Dienstleister

Kosten in Euro

Hitchcocks Motorcycles (Ersatzteile) 6574.-
Karosserie- und Lackarbeiten 2982.-
Motorarbeiten 1164.-
Werkzeug (diverses) 986.-
Edelstahlteile (Schrauben, Stangen, Bleche) 931.-
Elektrikkomponenten (Kabel, Relais, Schrumpfschlauch, Isoliermaterial, Stecker etc.) 885.-
Ammon (Tanksanierung: Ausbeulen, verchromen, versiegeln, lackieren) 808.-
Elektronic Data Kleiber (Restaurierung Lucas Magdyno) 760.-
Cornucopia Enterprises (Ersatzteile) 692.-
Köhler Radspannerei 669.-
Ka-Ja-Tachodienst 651.-
Ersatzteile diverse britische Händler 522.-
Ersatzteile diverse deutsche Händler 383.-
Verchromen diverse Teile 320.-
Diverse Schrauben- und Metallwarenhändler 249.-
TÜV- Gebühren, Kennzeichen, Behördengebühren 216.-
eBay 215.-
Reifen 192.-
Aufkleber Anfertigung, Kauf 95.-
Sattler 50.-
Literatur diverse 41.-
   
Gesamtsumme 19385.-

Eine knackige Summe, die Restaurierung der kleinen 350er war damit
fast so teuer wie die der 750er! Inklusive des Kaufpreises bin ich damit
bei satten 20065 Euro! Hätte ich bis heute nicht für möglich gehalten...
Ich frage mich die ganze Zeit, wie andere Restaurierer das machen, die
deutlich preiswerter ihr Fahrzeug restaurieren. Liegt's an besser verfügbaren
und qualitativ hochwertigeren Teilen? An den besseren Schrauberfähigkeiten?
Mehr Eigeninitiative? Bessere Beziehungen? Ich weiss es nicht...

Wie dem auch sei, damit erkläre ich diese Restaurierung feierlich für beendet!

______ENDE_______

22.07.2012 - Natürlich geht es dennoch weiter, das Fahrzeug ist eben auch
ein solches und muss bewegt werden, an diesem Sonntag bewege ich's gut
140 km, die absolut pannenfrei zurückgelegt werden. Fairerweise muss ich
aber hinzufügen, dass ich zu feige bin, den Motor zwischendurch aber auch
mal abzustellen - vielleicht kriege ich ihn ja nicht mehr an? ;-) Und so wird
die Strecke am Stück abgespult. Das fällt mir nicht schwer, das Motorrad
ist zu meiner Überraschung recht leicht zu fahren und das Fahrwerk zwar
hart, aber gutmütig. Am Ende der Tour kann ich lediglich ein paar Ölflecken
feststellen, die sich das Mopped aber angesichts der "heissen" Tour ehrlich
erschwitzt hat...

24.07.2012 - Ein neuerlicher Besuch beim TÜV steht an - ich möchte das
Standardkennzeichen, das vom Format und der Größe absolut unmöglich
aussieht, gegen ein kleineres und rechteckiges Format ersetzen, dazu brauche
ich aber ein Gutachten vom TÜV, sonst streikt die Zulassungsstelle. Immerhin
kann ich auch technisch argumentieren: weil das Kennzeichen deutlich höher
als der Original- Kenzeichenträger ist, musste ich es mit Abstandshaltern
befestigen, was der Nummernschildbeleuchtung nur noch wenig Raum gibt,
das Kennzeichen auszuleuchten. Dennoch stellen sich die Herren ziemlich
an, zu guter Letzt bekomme ich aber doch meinen Wunsch erfüllt. Warum
es in Deutschland so schwer ist, ein kleines Kennzeichen für einen Oldtimer
zu bekommen, bleibt mir aber auf Ewig ein Rätsel...

29.09.2012 - Der Sattel rutscht immer wieder nach unten, da die Halterung
den Sattel nicht am "Wandern" hindern kann. Aus einem Stück Gummi
fertige ich mir einen Stopper an, der unter die Halterung geklemmt verhindert,
dass der Sattel sich zu weit bewegen kann. Mittlerweile habe ich auch die
Alarmanlage zur Räson gebracht, ein falsch verlegtes Kabel versorgte die
Anlage mit Minus statt Plus - jetzt funktioniert sie. Allerdings benötige ich
einen manuellen Schalter, damit die Anlage sich während der Fahrt nicht
aus Versehen scharf stellen kann. Bei Conrad finde ich einen Minikippschalter,
der mit einer Gummikappe halbwegs wasserfest gemacht werden kann,
aber wohin damit? In der selbst gefertigten Konsole für für das Zündschloß
wäre Platz dafür, daher demontiere ich den Regler, um Platz zum Arbeiten
zu bekommen. Das Edelstahlgehäuse ist aber dermassen zäh, dass ich 3
Bohrer ruiniere, bevor das Loch groß genug für den Schalter ist. Nachdem
alles verkabelt ist, folgt die Funktionsprobe - funktioniert.

10.11.2012 - Zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Wochen hängt der
Haupständer schief - beim letzten Mal hat die Enfield sich der rechten
Befestigungsschraube entledigt, diesmal fehlt die linke... Rechts konnte
ich mittels einer vorsichtig abgedrehten selbstsichernden Mutter nachhelfen,
links fehlt der Platz dafür. Daher fertige ich mir mittels Drehbank und
Gewindeschneider einen Stehbolzen an, klebe diesen mit Loctite ein,
bohre ein Loch quer in den überstehenden Schaft, setze eine Mutter drauf
und sichere dieselbe mittels eines Splintes - das wird hoffentlich halten.

13.11.2013 - Die erste große Inspektion steht an, nachdem gut 1000 km
auf dem (Meilen-) Tacho stehen: Öl- und Filterwechsel, Ventile einstellen,
alle Schrauben und Muttern nachziehen. Soweit keine Überraschungen,
zur Ventileinstellung muss allerdings der Tank runter - da meine verlegte
Elektrik aber deutlich umfangreicher als ab Werk ist, sitzt der Tank
recht stramm, was das Aufsetzen sicher nicht einfach machen wird...
Zuerst habe ich aber andere Sorgen: der Sprit läuft trotz geschlossener
Benzinhähne aus, daher besorge ich mir eine kleine Handpumpe und
sauge den Sprit ab. Nach den Einstellarbeiten versuche ich die Benzin-
hähne abzudichten, was aber nicht so ganz gelingt, bei Gelegenheit
werde ich mich nach 2 Exemplaren besserer Qualität umsehen. Das
Aufsetzen und Verschrauben des Tanks kostet mich eine ganze Stunde...
Es gelingt erst, als ich den dicken Kabelbaum vom Rahmen löse und
aussen um den Benzinhahn verlege - Fertig für die Saison!

05.07.2013 - Das schöne Wetter will ich nutzen, um mit der Kleinen
zur Arbeit zu fahren, aber der Tag ist gegen mich: Erst verpennt, dann
will ich noch schnell eine kleine Besorgung machen, bleibe aber kurz
nach einer Tankstelle liegen - der Motor geht an der Ampel einfach aus.
Na schön, vielleicht war ja doch zu wenig Sprit drin... Aber auch nach
dem Tanken will der Motor nicht anspringen. Nach einer guten Stunde
Bastelei mit einem geliehenen Kerzenschlüssel und dem alten Bordwerk-
zeug ist die Ursache gefunden und beseitigt - Dreck in der Hauptdüse...
Total verschwitzt, nach Benzin duftend und mit dreckigen Pfoten
komme ich viel zu spät im Dienst an... Bei Gelegenheit muss ich das
Bordwerkzeug verzinken lassen, es hat leider deutlichen Flugrost angesetzt.

08.03.2014 - In den Wintertagen habe ich das Mopped ein paar Mal
bewegt, jetzt lockt der Frühling und die große Inspektion ist fällig.
Dabei offenbaren sich keine Besonderheiten, lediglich den deutlich zu
langen Gaszug will ich ersetzen: Das neu gekaufte Exemplar ist aber
noch länger - daher wird der Lötnippel entfernt, der Zug um einen
guten Zentimeter gekürzt und mittels des lange nicht mehr genutzten
Lötbades ein neuer Nippel angelötet. Nachdem der Nippel mit der
Feile wieder die richtige Form bekommen hat, kann ich den Zug
endlich sauber ohne allzu viel Spiel einstellen. Des Weiteren wird
der vordere Bremszug neu verlegt, da er einen deutlich zu weiten
Bogen machte. Das frühlingshaft-warme Wetter mag das Mopped
lieber als die kalten Wintertage: Beim ersten Tritt auf den Kickstarter
springt der Motor an, nach wenigen hundert Metern läuft er rund.

11.03.2014 - Seit der Inspektion riecht es in der Garage penetrant nach
Benzin, nach kurzer Untersuchung der Moppeds ist die kleine Enfield
die Übeltäterin - es tropft am Benzinhahn. Morgens schraube ich daher
schnell etwas am Benzinhahn und den Anschlüssen herum, aber am Abend
ist das Problem immer noch da. Ich demontiere den Tank und das Tropfen
wird leider schlimmer - der Tank hat einen Riss! Das Spritfaß wird soweit
wie möglich geleert, das Problem muß ich mir am Wochenende genauer
ansehen - sehr ärgerlich!

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Letztes Update: 11.03.2014