Honda CL 450

18.12.2018 - Nachdem ich mir gestern einen Tag frei gegönnt habe,
geht es heute weiter: Ein Anruf von der Firma, die mir den Motor
mit Trockeneis strahlen will, dem ich Folge leiste - auf nach Hagen!
Nach 2 Staus bin ich um 12:00 vor Ort, der Chef persönlich nimmt
sich des Motors an. Da das Teil ziemlich dreckig ist, möchte er es
nicht in der Halle strahlen, sondern vor der Tür, wir setzen den Motor
auf einen kleinen Wagen und dann geht es mit Höllenkrach los:
Mit bis zu 11 Bar aus einem Baukompressor schießt das Trockeneis
aus dem Strahlrohr, selbst 5 m daneben ist der Lärm so unangenehm,
das ich mir auch einen Gehörschutz aufsetze. Angesichts des Drucks
nehmen meine angefertigten Holzpflöcke, die Ein- und Auslaß ver-
schließen, ein ums andere Mal Reißaus, aber es klappt, obwohl der
Dreck von fast 50 Jahren ziemlich widerspenstig ist - alles geht nicht
ab, aber ich bin zufrieden, als der Chef nach 40 Minuten die Arbeit
einstellt. Die groben Verschmutzungen sind ab, auch zwischen den
Kühlrippen ist es sauber, Aufblühungen des Alus sind natürlich
nicht beseitigt, da das Verfahren nicht abrasiv ist, das ginge nur mit
Glasperlstrahlen. Auch die Silberfarbe, mit der einer der Vorbesitzer
Teile des Motors angepinselt hat, ist abgegangen. Ich zahle (inkl.
Trinkgeld) 100 Euro und unterhalte mich noch eine Weile mit dem
Meister, bis wir den Motor wieder einladen und ich gen Heimat ziehe.
Abends hilft mir Freund Ernst beim Ausladen, morgen muß ich zusehen,
Zylinder und -kopf abzunehmen und mit diesen Teilen zum Motoren-
instandsetzer zu fahren, damit wir klären können, was notwendig ist.

Der Motor wird gereinigt. Wieder sauber, soweit möglich.

19.12.2018 - Ich mache mich an die Demontage von Zylinder und -kopf,
soweit kein Problem, nur die Zahnradkaskade, die die Steuerkette führt,
macht mir Probleme: Eigentlich nur von 5 Schrauben im Zylinderkopf gehalten,
wollen die beiden Teile nicht ihren Platz verlassen. Des Rätsels Lösung: Unter
den Schrauben sitzen Passbuchsen, die sich nur mit Mühe lösen lassen. Erst
nach einer halben Stunde gelingt es mir, die Buchsen aus dem Zylinderkopf und
damit auch die Steuerkettenführungen zu lösen. Ich baue auch die Nockenwellen
und die Kipphebel aus, montiert lasse ich dagegen die Drehstabfedern (ein Novum
des Motors: die Ventile werden nicht mit normalen Schraubenfedern geschlossen,
sondern mit eben diesen Drehstabfedern) die mir suspekt erscheinen - da soll sich
der Motoreninstandsetzer drum kümmern. Nach dem Abnehmen des Zylinders
und Ausbau der Kolben zeigt sich soweit nichts beunruhigendes, man sieht Stand-
schäden in den Zylinderlaufbuchsen, die Kolben haben Laufspuren, allerdings
war ein Kolbenring gebrochen. Mit allen Teilen geht's dann zum Motorenin-
standsetzer, der sich geduldig meine Wünsche und die Teile ansieht. Ob es reicht,
die Zylinder zu hohnen und die Kolben mit neuen Ringen zu versehen, wird sich
erst nach dem Hohnen und Ausmessen des Laufspiels zeigen. Auf jeden Fall wird
das dieses Jahr nichts mehr, aber das war mir klar. Dann rufe ich den Lackierer
an und bekomme eine ganz schlechte Nachricht: Noch ein Mitarbeiter ist krank
geworden, meine Teile sollen erst im neuen Jahr fertig werden... *?`#+%$!!!
Ich bin stinksauer und versuche bei gut einem Dutzend anderer Lackierer mein
Glück, ohne große Hoffnung und leider zurecht, wie sich zeigt. Natürlich hat
keiner mehr ein Zeitfenster offen, um die Brocken zu lackieren, aber was nun?
Ich rufe noch einmal beim Stammlackierer an und frage, ob ich nicht einen Groß-
teil der Vorarbeiten (reinigen, schleifen, abkleben, aufhängen usw.) erledigen
kann - dürfte ich zwar, aber trotzdem ist niemand da, der die Teile dann
lackieren kann, evtl. ist nächste Woche wieder jemand verfügbar, aber
das wäre dann erst am 27.12. und auch nur eine vage Chance. Riesen-Bockmist!

Die Steuerkette muß
am Nietschloß auf-
getrennt werden.
Im rechten Zylinderkopf (der
mit dem gebrochenen
Kolbenring) sind deutlich
Ablagerungen zu sehen.
Die Nockenwellen
sind in Ordnung.
Ein gebrochener
Kolbenring.
Die blöde Paßbuchse
kostet viel Zeit.
Auf zum Motoren-
instandsetzer! Der Kolben
ganz rechts gehört nicht
zum Motor, sondern ist
mein Aschenbecher...

20.12.2018 - Ich habe mich entschieden, dem Lackierer "etwas unter die
Arme" zu greifen, besonders, da kein anderer Lackierer mehr für mich Zeit
hat. Früh aufstehen, um 09:00 bin ich beim Lackierer und lege los: Eine Kiste
voller kleiner und grösserer Teile und der Rahmen warten auf mich, die Teile
müssen geschliffen werden, damit die grobe Oberfläche vom Sandstrahlen
geglättet und damit fertig zum Lackieren ist. Ich brauche bis zum Nachmittag,
dann sind die später sichtbaren Flächen soweit verputzt. Dann werden alle
Nahtstellen und sonstige, später mit der Lackierpistole nicht zu erreichenden
Ecken mit Grundierung gepinselt, dabei fällt mir wieder einmal auf, wie schlecht
geschweißt die Teile sind, besonders am Rahmen - nicht, daß die Nähte nicht
halten würden, aber sie sind optisch wahrlich keine Augenweide, sogar Spritzer
vom Schweißen wurden damals nicht beseitigt, sondern einfach drüber lackiert!
Ich tue mein Bestes und glätte einige Stellen, um 16:30 bin ich soweit fertig und
verabschiede mich von den temporären Kollegen. Handlungsbedarf ist noch
beim Kettenschutzblech, das ich zwar gut geschweißt habe, aber nach dem
Abstrahlen tauchte noch eine Lücke in der Naht auf, das soll der Lackierer
beheben. Eine weitere Kleinigkeit ist der hintere rechte Rahmenausleger, an
dem der Blinkerhalter angeschraubt wird - hier hat sich wohl mal jemand
auf die Seite gelegt, der Ausleger ist verzogen - auch das war erst nach dem
Strahlen zu sehen und soll auch vom Lackierer behoben werden.

Jede Menge Arbeit... ...wie z. B. der Batteriekasten... ...und der Rahmen.
Leicht krumm... ...und ein kleiner Spalt - Arbeit
für den Lackierer.

21.12.2018 - Ich mache mich an die Hupe ran, nach dem Aufsetzen des Chrom-
deckels wird sie mit dem Halter und dieser mit dem Zündspulenhalter verschraubt.
Anhand eines bei der Demontage gemachten Fotos sehe ich, das ich die Zündspulen
verkehrt herum befestigt habe, das wird umgehend behoben. An dem Halter wird
der Drahtbügel zum Führen der Drehzahlmesserwelle befestigt, ebenso das Blink-
relais. Den neuen Haltegummi dafür habe ich, aber wo ist der Blechhalter? Ich hatte
ihn entrostet und neu lackiert, aber er ist weg. Ich erinnere mich: Vor ein paar Tagen
bin ich an meinen "Lackierständer" gestoßen, dabei sind ein paar Teile herunter
gepurzelt - der Halter muß dabei gewesen sein, aber selbst nach einer halben
Stunde Sucherei taucht er nicht wieder auf - wenn ich ihn nicht wiederfinden kann,
werde ich ihn aus VA Blech nachbauen müssen - lästig und unnötig. Erstmal ab in
die Garage, ich baue den Limadeckel, den Kupplungsdeckel und den Anlasser
vom Motor ab, die Teile kommen zur Überarbeitung in den Bastelkeller - dann
beschäftige ich mich mit dem Tankdeckel: Ich habe von der Restaurierung meiner
CB250G noch einen nagelneuen Deckel übrig, dem lediglich die Dichtung fehlt.
Um diese zu montieren, muß der Deckel etwas zerlegt werden, ich schleife den
Befestigungsniet des Federpakets ab, montiere die Dichtung und setze das Ganze
mit einer VA Schraube wieder zusammen - Geld gespart, ein neuer Deckel ist
ganz schön teuer. Aber jetzt lockt mich erstmal ein Film ins Kino...

Fast fertig. Links neu, rechts alt. Mit neuer Dichtung
ist der Deckel wieder OK.
Hinter der Kupplung sitzt die Ölpumpe,
die werde ich mir auch noch ansehen.
Igitt - was klebt denn da im
Kupplungsdeckel?

22.12.2018 - Manchmal hilft es tatsächlich, über Probleme erstmal drüber zu
schlafen: Am Morgen fällt mir ein, wo der verschwundene Blinkrelaishalter sein
könnte und sehe nach - richtig, da ist er! Ich hatte die Kleinteile nach draußen
zum Strahlen gebracht und das Kleinteil war unter das Strahlkabinett geraten und
vergessen worden, da lag es noch! Flugs nehme ich's auf, schleife es ab und
bepinsele es mit Rostumwandler - und das noch vor dem Frühstück! ;-)
Später am Tag nehme ich mir die Blinker vor: Ich hatte einen Satz Blinker mit
neuen Deckeln erworben, aber nicht richtig aufgepaßt, es waren Reproblinker
aus verchromtem Plastik, aber neue Original Blinkerkappen lagen bei. Ein paar
Tage später hatte ich mir diverse gebrauchte Blinker ersteigert und nun baue ich
aus diesen, den neuen Kappen und den Blinkern von der CL einen Satz zusammen.
Alle Gummiteile bekommen eine Reinigung und Überarbeitung mit Gummiauffrischer,
alle Kabel werden ersetzt, nur neue Gummidichtungen fehlen noch - mal sehen, ob
ich die irgendwo auftreiben kann. Dann kommt der Anlasser auf die Werkbank,
er wird geöffnet und zerlegt, wobei ich von 4 Kreuzschlitzschrauben, die die
Stahlkerne im Innern halten, 3 aufbohren muß - festgegammelt... Ich werde
die elektrischen Teile überprüfen, die Kohlen und Dichtungen erneuern (alles
schon "am Lager"), alles entrosten und lackieren und dann sehen, ob er Kraft
genug hat. Aber es ist schon spät, Zeit für den Feierabend.

Da ist der blöde Relais-
halter mit frischer Farbe.
Überholte Blinker.
Anlasser... ...und dessen Einzelteile.


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Letztes Update: 23.12.2018