Honda CL 450

05.10.2019 - Zuerst fahre ich in die City, der Elektronikfachmarkt
hat passende Kabelclips für das Anlasserkabel da. Die muss ich
zwar noch von einem 5mm Loch auf 6mm aufbohren und die
Kanten abschleifen, aber die Clips sind aus Alu und gummiert.
15 Minuten gehen dann für die Suche nach dem neuen Benzinhahn
drauf, bis er montiert werden kann. Für die kleine Benzinleitung,
die die beiden unteren Tankhälften verbinden, habe ich mir was
einfallen lassen: Da jedes Mal, wenn man den Tank abnehmen
die Leitung abgezogen werden muss und der Sprit auf den Boden
läuft, habe ich mir kleine Benzinhähne besorgt, die in die Leitung
gesetzt werden können. Daher setze ich als Nächstes den Tank auf
und ersetze den linken Spritschlauch, der zu kurz ist. Die beiden
kleinen Benzinhähne passen mit Mühe und Not in die kurze Leitung,
dann fülle ich den übrig gebliebenen Reservesprit aus dem Portugal-
urlaub
in den Tank - alles dicht? Scheint so. Ich klemme die Batterie
an, hole tief Luft, drehe den Zündschlüssel und drücke den Startknopf.
Nach wenigen Umdrehungen springt der Motor tatsächlich an! Nicht
schlecht! Er läuft auf beiden Töpfen, ich reguliere grob Gemisch und
Standgas, dann horche ich auf Geräusche, die nicht zum normalen
Programm gehören, aber da sind keine, Öl läuft auch nirgends auf
die Hebebühne. Allerdings ist beim Starten des Motors gleich das
Rücklicht und die Armaturenbeleuchtung angegangen, beim Gasgeben
ist das Rücklicht durchgebrannt... Neue Birne, dann teste ich, ob die
Lichtmaschine funktioniert - das tut sie zwar - sonst wäre das Rücklicht
beim Gasgeben nicht durchgebrannt, aber tut sie es auch, wenn ich
das Licht regulär einschalte? Nein. Irgendwas stimmt an der Ver-
kabelung noch nicht, speziell am neuen Regler. Aber für heute gebe
ich mich zufrieden, ich habe auch definitiv genug Abgas eingeatmet...

Sauber verlegt:
das Anlasserkabel.
Die Mini-Benzinhähne. Sieht immer besser aus,
das Mopped.

12.10.2019 - Begeben wir uns auf Fehlersuche in der Elektrik: Ich
habe mir den Schaltplan im King-Size Format ausgedruckt, damit ich
den Weg der Kabel besser verfolgen kann. Zuerst teste ich den neuen
Gleichrichter, den ich in Verdacht habe, aber im Vergleich zum Altteil
zeigt sich kein Problem, auch die Kabelfarben stimmen weitgehend
überein. Dann sehe ich mir das Zünschloß an, aber auch da ist nichts
feststellbar. Ich brüte fast eine Stunde über dem Schaltplan und habe
danach wenigstens eine Idee, wie ich den Fehler eingrenzen kann:
Da Rücklicht und Armaturenbeleuchtung gemeinsam angehen, bleibt
laut Schaltplan nur eine Option, wo die Leitungen zusammen kommen:
Am Lichtschalter, den ich dazu demontiere, ebenso öffne ich das
Lampengehäuse wieder, wo alle Kabel zusammen laufen. Aus dem
Bastelkeller hole ich mir den alten Schalter und prüfe Kabelfarben
und Anschlüsse, messe Alt- und Neuteil durch - keine Probleme
feststellbar. Aber worher kommt der Lichtmaschinenstrom direkt
unter Umgehung von Lichtmaschine und Regler? Ich öffne den
Stecker zur Lima und messe die Kabel einzeln durch, eines davon
hat direkte Verbindung zum Lichtschalter - das darf nicht sein!
Und tatsächlich: Ein weisses Kabel und ein weisses mit einem
hauchdünnen gelben Streifen sind vertauscht angeschlossen, da
ist der Fehler! Den gelben Streifen habe ich glatt übersehen...
Alles wieder zusammenbauen, ein Test: die Armaturenbirnchen
und das Standlicht sind durchgebrannt und müssen ersetzt werden,
meine letzten Reserveteile werde verbaut. Nach dem erneuten
Aufsetzen des Tanks starte ich den Motor und - es funktioniert!
Die Lima scheint auch zu funktionieren, jedenfalls sinkt die Spannung
beim Lichteinschalten nicht ab. Uff... Schwein gehabt. Ich will ja
auch noch die Vergaser synchronisieren, dazu habe ich mir ein
paar Madenschrauben bestellt, die in die Gewinde der Leerlauf-
Blindschrauben passen, die nehme ich mir in den Bastelkeller.
Um im Drehbankfutter das Feingewinde nicht zu zerstören, fertige
ich mir aus einem Aluröhrchen eine Spannhülse an, nun kann ich
die Schrauben gefahrlos einspannen. Ich bohre ein 2,5 mm Loch
durch die Schrauben und drehe auf einer Seite das Gewinde ab,
damit die Anschlußschläuche meines Synchrontesters drauf passen,
zum Synchen der Vergaser ist es aber schon etwas spät. Da das
Mopped auch nicht gerade leise ist, machen wir Feierabend.

Schaltplan XXL. Der alte Lichtschalter dient
als Muster zur Fehlersuche.
Eine Spannhülse schützt... ...die Schrauben in
der Drehbank.
Oben Ausgangsbasis,
unten fertiger Adapter.

18.10.2019 - Da das Mopped läuft und ich bislang keine groben Mängel
habe feststellen können, soll das Mopped am nächsten Montag dem TÜV
vorgeführt werden: Vollabnahme inkl. Oldtimerabnahme stehen an. Am
Morgen fahre ich schnell dort vorbei und spreche mit dem Ingenieur meines
Vertrauens, welche Daten er benötigt und ob ich kommen kann. Er will einen
Auftrag vom Straßenverkehrsamt haben und behauptet, das müsse schon
immer so sein, ich entgegne, dass dies nun mein 4 Oldtimermopped wird
und ich einen solchen Auftrag bisher noch nie benötigt habe, aber er bleibt
hartnäckig. Ich muß einsehen, dass ich gegen ihn keine Chance habe und
nicke nur noch stumm... Also auf zum Stadthaus, zum Glück ist wenig
Verkehr und ich kann im Stadthaus nach wenigen Minuten gebührenfrei (!)
meinen Auftrag an den TÜV in Empfang nehmen. Allerdings hat mir der
Ingenieur mitgeteilt, dass er nächste Woche Urlaub hat, evtl. kann ein Kollege
die Abnahme machen - noch ein Unsicherheitsfaktor. Etwas Sorgen macht
mir, dass ich das Mopped noch keinen Meter fahren konnte: Eine rote
Nummer konnte ich nirgends ausleihen und ein Kurzzeitkennzeichen be-
komme ich mangels Papiere nicht. Daher muß ich das Mopped auch auf
einem ausgeliehenen Anhänger am Haken von Freund Dieter's Mercedes
(vorab schonmal Danke für's Leihen plus Organsieren des Hängers!) zum
TÜV kutschieren - was für eine Aufwand! Am Abend überlege ich mir,
das ich ja schon mal ein Zwischenfazit ziehen könnte, krame den Ordner
mit den gesammelten Rechnungen heraus und addiere:

Fahrzeug 2.300 Euro
Überführungskosten (Transportermiete, Sprit,
Fährtickets, Unterkünfte, täglicher Bedarf)
900 Euro
Ersatzteile fahrzeugspezifisch 4.254 Euro
Ersatzteile allgemein (Schrauben, Werkzeug,
Schleifpapier, Reiniger etc.)
450 Euro
Neuverchromen diverse Teile 1.700 Euro
Motorrevision 550 Euro
Lackierarbeiten Rahmen und Anbauteile,
Dekorteile
2.200 Euro
   
Summe 12.354 Euro

Schon wieder heftig was zusammen gekommen... Wirtschaftlich lohnen
tut sich das definitiv nicht, der Wiederverkaufswert dürfte zwischen
5.000 und 7.000 Euro liegen, sofern man einen Käufer findet. Wenn
es mit dem TÜV und der Zulassung klappt, kommen nochmal etwa
200 Euro dazu, plus KFZ Steuer und Versicherung. Ein teuer Spaß,
so ein Hobby! Nicht eingerechnet sind natürlich meine unzähligen
Stunden - wäre allerdings interessant, auch hier mal eine Zählung
nebst Stundensatz aufzustellen und das Ergebnis zu sehen - das dürfte
den imaginären Wert sicherlich noch einmal um bis zu 10.000 Euro
nach oben treiben.

19.10.2019 - Zuerst wird der Gaszug vor dem Verteiler neu verlegt,
er zieht an den Gashebeln am Vergaser. Diese stelle ich anschliessend
erneut ein, dann will ich das Mopped von der Bühne schieben, aber
das Hinterrad ist platt - Nanu, schon wieder? Luft rein, das Mopped
runter - das Hinterrad ist platt... §%&$*#!!! Nutzt nichts, das Hinterrad
muß wieder ausgebaut werden, ich ziehe den Reifen ab und stelle ein
Loch im Schlauch fest. Einen neuen Schlauch habe ich nicht, was nun?
Ab zum Baumarkt, Flickzeug holen, auf dem Weg dahin (mit der Italjet)
fängt es an zu schütten! 12 Euro für Flickzeug ist ganz schön teuer...
Der Schlauch wird geflickt, wieder eingesetzt und der Reifen wieder
montiert. Das Hinterrad wandert zurück in den Rahmen, Kette auf-
legen, Bremsgestänge montieren, Kette spannen, Bremse einstellen.
Nun endlich: Runter von der Bühne! Zu meinem Entsetzen wackelt
das Lenkkopflager wie ein Lämmerschwanz - ich verstehe es nicht.
Gabelbrücken lösen, Lager nachstellen, Gabel wieder befestigen.
Aber das Mopped schiebt sich auch schwer, die vordere Bremse
schleift, ich muß die Bremshebel der Duplexbremse abnehmen,
um einen Zahn versetzen und die Beläge über die Koppelstange neu
ausrichten. Die vordere Lampe sitzt auch nicht fest genug, nachziehen
der Schrauben reicht nicht. Ich nehme den Reflektor raus und schiebe
je eine Kunststoffscheibe zwischen Lampentopf und Lampenhalter,
nun geht's. Ein weiteres Mal starte ich den Motor und synche die
Vergaser, mehr kann ich nicht tun. Oder doch? Die Hebebühne
fährt nicht mehr richtig hoch, da scheint Öl zu fehlen. Öl nachfüllen,
dann die Hydraulik entlüften, die Bühne geht wieder - Feierabend!

Schon wieder zerlegt... Ein Loch - im Foto
nicht zu sehen, aber
es zischt vernehmlich.
Fertig für den TÜV,
so hoffe ich...


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Letztes Update: 19.10.2019