Schottland 04.09. - 01.10.2009

Tag 13:
Das Wetter sieht wieder besser aus, es geht weiter. Ein erster Stopp wird bei Dunrobin
Castle gemacht, ein Schloss, das offenbar auf dem Programm jedes Touristen steht, wie
man angesichts der bald eintrudelnden Reisebusse sehen kann. Weiter an der Küste
entlang bis John O'Groats, dort werden der Leuchtturm und die Felsnadeln "Stacks of
Duncansby" besichtigt, außerdem kann man die ersten Inseln der Orkneys sehen -
absolut faszinierend. Weniger schön dagegen der recht raue Wind der dort bläst und
mich arg frösteln läßt. Fabelhafte Ausblicke auch vom Aussichtspunkt "Dunnet Head",
die Landschaft wird außerdem zusehends rauher, felsiger. Den Campingplatz bei
Durness (1999 bereits angefahren) gibt es noch, das Zelt ist in weniger als 20 Minuten
aufgebaut und eingeräumt. Da der Platz über Waschmaschinen und Trockner verfügt,
werden einige Sachen, vor allem die schlammbedeckte Hose, gewaschen. Das einzige
Restaurant hat allerdings nur bis 20:00 auf, deshalb begnüge ich mich mit ein paar Keksen
und 2 Büchsen Bier. Abends wird am Strand promeniert und Wasser getreten - ein
herrliches Wohlgefühl für Leib und Seele macht sich breit.

Die Duncanby Stacks bei John O'Groats Strand mit Ausblick

Zeltplatz in Durness Traumhaft schöner Strand

Tag 14:
Um 09:00 komme ich vom Campingplatz weg, dies ist meine längste Tagesetappe, ich
muss mich ein wenig ranhalten. Mein erstes Ziel ist "mein" Grundstück am Loch Borralan:
Ich bin Besitzer eines Quadratinches (2,54 cm²) Land, damit bin ich offiziell ein schottischer
Lord... :-) Leider führt keine Straße zum anderen Ufer des Lochs, aber am gegenüber-
liegenden Seeufer finde ich ein malerisches Plätzchen für mein Haus - da steht sowieso ein
Schild "Zu verkaufen". Die weiteren Kilometer ziehen sich, den "Pass of Applecross"
[TOURENTIPP] kann ich nur als Mutter aller Single-Track-Roads bezeichnen, er ist teils
sehr anspruchsvoll und extrem sehens- und erfahrenswert - allerdings ist's auch ziemlich
kalt. Gegen 16:30 kommt endlich Skye in Sicht und gegen 18:00 bin ich am Gasthaus.
Niemand da, nur ein Zettel mit dem Hinweis: "Mach es dir gemütlich, ich bin bald wieder
zurück". Die Haustür ist offen und der Schlüssel zu meinem Zimmer steckt - Na denn...
Nach einer Dusche und Kleiderwechsel marschiere ich in die ca. 1 Kilometer entfernte
"Hauptstadt" von Skye, dem Städtchen Portree, wo ich ein Restaurant aufsuche und
mir italienische Nudeln mit Fritten (!) bestelle. Mein Hinweis an die Bedienung, dass
man mit dieser Mischung in Italien vermutlich hingerichtet würde, schockt die Dame
wenig, trotzdem schmeckt's. Das Programm für Morgen mache ich weitgehend vom
Wetter abhängig.

Mein Haus am Loch Borralan
(gaaanz unten am Bildrand...)
Pass of Applecross - da lacht
das Herz des Motorradfahrers
Der Hafen von Portree

Tag 15:
Das Wetter ist trocken, aber bewölkt, starten wir eine kleine Rundreise [TOURENTIPP]
um die Halbinsel Trotternish, im Gedächtnis bleibt mir vor allem der Kiltrock Viewpoint,
wo neben dem Ausblick auf den Inner Sound und das Festland die Melodie der Brandung,
des Wasserfalles und des Windes, der in den Röhren der Brüstung ein Lied pfeift, dem
Ganzen eine unwirkliche Stimmung verleiht. Ich besichtige einige der Crofter Houses
(2,50 £...) - deren Leben war wirklich hart. Auf einigen der Hebriden Inseln waren
manche dieser "Black Houses" noch bis Anfang der 1970er bewohnt! Der Pass of Quiraing
erweist sich als extrem sehenswert, zahlreiche Bilder werden geschossen. Viele Deutsche
sind unterwegs, ich werde des Öfteren auf Deutsch angesprochen. Weiter geht's, diverse
Aussichtspunkte werden angefahren, das Wetter bessert sich zusehends, bis auf den
kräftigen Wind. Als Letztes soll Dunvegan Castle angefahren werden, das hat aber 1.
bereits zu und ist 2. recht teuer. Die Strecke zurück nach Portree ist genial: eine Single
Track Road mit wenig Verkehr, sehr geschwungen, gut einsehbar und flott - da macht
das Moppedfahren wieder richtig Spaß. Weniger spaßig ist dagegen der Abend - ich
finde nirgends ein Lokal mit einem freiem Platz, überall haben sich Touristen ausgebreitet.
Vermutlich normal für ein Wochenende, schließlich finde ich doch noch was - da mag
man aber keine Gäste: nach einer Viertelstunde Warten gehe ich und hole mir ein paar
Snacks im Supermarkt und 2 Bier. Der Rest des Abends vergeht mit Fernsehen, Snacks
mümmeln und den Computer der Gastgeberin auf den neuesten Updatestand bringen -
man kann halt irgendwie doch nicht aus seiner Haut... ;-)

Ausblick vom Kiltrock Viewpoint Eilean Flodigarry

Das Quiraing Massiv... ...ist spektakulär schön

Tag 16:
Der angekündigte Regen erscheint pünktlich, also fallen Wanderungen oder andere
Außenaktivitäten aus. In vollem Regenzeug steuere ich deshalb die Talisker Destillerie an,
wobei mich der kräftige Wind in Kombination mit sintflutartigem Regen fast vom Mopped
bläst. Wie man hier sagt: "It was raining cats and dogs..." Die Besichtigung ist interessant
und zeigt, wie trotz sehr starker Ähnlichkeit der Destillationsverfahren für Whisky der
Geschmack durch verschiedene Verfahren und Zutaten beeinflusst wird, im Wesentlichen
sind dies die Art der Gerstetrockung, das verwendete Wasser, die Brennblasen (!) und
die verwendeten Fässer (meist Sherry- oder Brandyfässer aus Amerika). Die Farbe des
Whisky wird erst durch die Reifung im Fass und die damit verbundene Weitergabe der
im Holz enthaltenen Stoffe an den Whisky bestimmt. Nach der Besichtigung ist es zwar
trocken, aber der nächste Regenguss ist nicht weit entfernt, deshalb wird nur kurz
Sligachan Bridge angesteuert, dann geht es zurück zum Gasthaus. Ich lese eine ganze
Weile im Touriführer die schottische Geschichte, dann wird der malerische Hafen von
Portree angeschlendert. In einem Szenecafe bekomme ich was zu Essen, muss aber
nach der Hälfte aufgeben, da das Mahl zu reichlich ist - Morgen darf das Frühstück
ruhig etwas kleiner ausfallen...

Das "Wasser des Lebens"
(gälisch: uisge beatha, ausgesprochen
"Aisch ba") in Flaschen...
...und in Fässern (Casks)

 

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TIPP:
- Das Wetter auf den westlichen Inseln ist noch viel wechselhafter als im
  Rest von Schottland - solange der Himmel nicht grau in grau ist, sollte man
  sich nicht von Außenaktivitäten abhalten lassen -  es kann sich buchstäblich
  von Minute zu Minute ändern!
- Auf Skye sollte man sich neben dem Quiraing Massiv auch die Cuillin Hills
  ansehen, mir war es wegen schlechten Wetters leider nicht vergönnt...

Letztes Update: 10.10.2009