Balkan-östliches Mitteleuropa 14.06. - 07.07.2017

Tag 10 (Sarajevo-Belgrad, ca. 390 km):

Die Abfahrt ist relativ unspektakulär, wenn man davon absieht, das die
Rezeptionistin erstmal dafür sorgen muß, daß 3 Autos aus der Einfahrt
verschwinden, bevor ich mit der BMW da durch passe. Es geht in die
Berge, es wird kühler, aber nicht sehr lange... Bald wird aus der schmalen
Teerstrasse ein Schotter-, dann ein lehmiger Waldweg, der in einen steilen
Felsweg übergeht - ich fange an zu schwitzen! Als ich einen Bach durch-
queren muß und die Steine auf dem Weg immer größer werden, halte ich
an und sehe mir die nächsten Meter lieber erstmal zu Fuß an, und das ist
auch gut so: Der Weg verschwindet im Wald, das wird selbst mir zu haarig,
vorsichtig drehe ich um und treffe nach einigen Kilometern wieder auf Asphalt,
froh, nicht gestürzt zu sein. Nicht mehr weit und ich passiere problemlos die
Grenze nach Serbien, im Filmdorf Mokra Gora mache ich kurz Halt für ein
paar Fotos, an der nächsten Tanke eine längere Pause (inkl. Eis, versteht sich).
Ich muß 40 km vor Belgrad noch eine Pause einlegen, seitdem ich aus den
Bergen raus bin, ist es unerträglich heiß. Auf der Strecke habe ich doch
tatsächlich einen schwarzen Rover 216 gesichtet, wie ich ihn einst hatte, ich
drehe um und sehe mir den Wagen an, aber es ist nicht mein altes Auto...
Der Verkehr auf der Straße nach Belgrad ist heftig, manche Verkehrs-
teilnehmer überholen einfach und kommen mir auf der eigenen Spur entgegen.
Zudem scheint die Straße nach Belgrad sehr tierlieb zu sein: man sieht des
öfteren flugunfähige Schwalben am Straßenrand, die auf Besucher warten...
Wieder Glück mit der Suche nach der Unterkunft - auf Anhieb getroffen,
Parken darf ich im abgeschlossenen Hof (allerdings für 5 Euro/Tag). Die
Unterkunft ist eine positive Überraschung: Sehr modern eingerichtet, das
Appartement, mit Klima sowie einer geschmackvoll eingerichteten Raucher-
lounge im Hof. Ein Supermarkt versorgt mich mit dem Notwendigen: 2
Büchsen Bier, 4 Büchsen Radler, 1 kleines Toastbrot, 1 kleine Butter,
1 Päckchen Salami, 1,5 L Wasser, 2 kleine Snacks und eine Dose Deo-
spray, bezahlt habe ich etwa 11 Euro. Die Snacks reichen mit heute für's
Futter, um die Ecke habe ich eine Bar gesichtet, die werde ich evtl. noch
aufsuchen, morgen wird's dann etwas interessanter. Zum Tagesabschluss
suche ich mir eine Kneipe, im näheren Umfeld finde ich schnell mehrere,
ich entscheide mich für eine Raucherkneipe (ja, hier gibt's sowas noch), in
der sich ein Musiker mit Gitarre für seinen Auftritt vorbereitet - auch, wenn
die Technik zeitweise gleich 3 Leute auf Trab hält... Ob das noch was wird?
Mittlerweile haben die das 3. Mal das Mischpult ausgetauscht. Endlich, um
23:30 fangen die Musiker an zu spielen (Gitarrist und Backgroundsänger +
Lead Vocalist). Der Sänger hat eine gute Stimme, aber die Gitarre klingt
einfach nur furchtbar... Nach 5 Songs bin ich eh' der einzige Gast, die haben
einfach zu spät angefangen.

 

Sarajevo und Umgebung Jetzt hört der Spaß auf... An der Drina
Višegrad Brücke Mokra Gora Der Bahnhof - schön
restauriert
Die Holzklasse -
wenig einladend
Nettes Panorama DAS nenne ich ein Zimmer!
Mit eleganter Raucherlounge Bankgebäude von 1905

Tag 11 (Belgrad Stadtbesichtigung, zu Fuß):

Die in Piran gekaufte Armbanduhr gibt anscheinend schon den Geist auf,
jedenfalls war sie um kurz nach drei in der Nacht stehengeblieben. Ich
entschließe mich, die kostenlose "Belgrad" Tour mitzumachen, sie startet
täglich als Tour A um 10:30 (Altstadt und Festung) und als Tour B um
14:00 (Umgebung) am Republikplatz an der großen Uhr. Trotz der Hitze
finden sich gut 10 Leute ein, zu wandern und den Worten der Touristguides
zu folgen. Man bekommt einen ersten Überblick, erfährt ein paar Fakten
und sieht die ersten Highlights. Nur für 2 junge israelische Mädels, die von
Mutter und Grossmutter durch die Tour geschleift werden, ist das Ganze zu
viel, die wollen eigentlich lieber shoppen, wie mir die Mutter erklärt... ;-)
Ich brauche danach dringend Abkühlung, die kommt in Form eines Eis,
einer Limo und eines Apfelsaftes, unterstützt von Riesen-Ventilatoren, die
auch noch feinen Wasserdampf versprühen. Nach ein wenig Herum-
schlendern finde ich einen Uhrmacher, der die Batterie meiner "neuen"
Armbanduhr prüft und sie auch gleich wechselt, mit 400 RSD (knapp 3,30
Euro) bin ich dabei. Ich suche ein paar der besuchten Orte erneut auf, um
sie mir ein wenig in Ruhe anzusehen, der Blick von der Festung Kalemegdan
auf Belgrad und das Flußdelta von Save und Duna ist eindrucksvoll. Gegen
18:00 habe ich erstmal genug, ab Richtung Heimat, eine Dusche, ein Radler
und eine Mütze Schlaf bei eingeschalteter Klimaanlage tun gut. Um 20:15 bin
ich wieder fit, draußen sind immer noch gut 28 Grad. Erneut zieht es mich
Richtung Festung für ein paar Nachtfotos, dann beobachte ich das samstag-
abendliche Treiben auf den Straßen der Altstadt, bevor mich der Hunger
überkommt. Keine ganze Mahlzeit bei diesen Temperaturen, soviel ist klar.
Ein Eis oder lieber doch was Handfestes? Ich entscheide mich für einen
Straßenimbiß, an dem ich mir ein Stück Teigware "Mexicana" hole, merke
nach 2 Bissen aber schon, daß mir das zuviel ist... Dann suche ich mir ein
Straßencafe, Bier kriegt man überall, aber ein Radler ist nicht in Sicht.
Ich probiere ein "Limun", was sich überraschenderweise doch als Radler
entpuppt und ziemlich gut schmeckt.


Der Republikplatz Das alte Bohèmeviertel - schick! Die alte Festung Belgrads
   
Hier treffen sich Save
und Donau
Die Ada Brücke, 2013 eröffnet Auf dem Festungsberg
   
Die Altstadt dominieren
Geschäfte und Einkaufswillige
Altes Kriegsgerät -
etwas befremdlich...
Kafana "Question Mark" 
   
Der Ausblick bei Nacht... ...von der Festung aus, die
Partyschiffe sind schon startklar
Auch andere Perspektiven
wissen zu überzeugen
   
Menschenmassen wälzen sich
durch die City
Hotel "Moskva" - bekanntes
Wahrzeichen

Tag 12 (Belgrad-Đerdap Nationalpark, ca. 300 km)

Trotz der Temperaturen mache ich mich auf Richtung Đerdap Nationalpark,
die Strecke ist nicht schön und die Straße teilweise schlecht. Die Festung
Golubac thront am Eingang des Nationalparks und überwacht alles, auf
der anderen Seite des Fluß ist bereits Rumänien. Ich fahre ein paar Kilo-
meter in den Park und drehe irgendwann um - ich hatte etwas mehr touristisches
Flair erwartet, das hier völlig fehlt, Stattdessen begnüge ich mich mit einem Eis
und einem Softdrink von einer Tanke. Zu meiner Überraschung spricht mich
der Tankwart auf Deutsch, genauer gesagt auf Schwyzerdütsch an - er ist in der
Schweiz in der Nähe von St. Gallen geboren und aufgewachsen. Ich verabschiede
mich daher mit " Auf Wiederluage", das er mit breitem Lächeln erwidert. In Belgrad
sind gut 38 Grad, bei der Ankunft kann ich nicht widerstehen und öffne mir eine
Dose Bier. Außerdem mache ich gleich Datensicherung von Kamera, Videokamera,
Helmkamera und Smartphone. Nachdem das erledigt ist, nehme ich die
obligatorische Dusche und muß dabei feststellen, das sich nicht nur die Anzahl
meiner Mückenstiche dramatisch erhöht, sondern auch eine zentimeterdicke Blase
an meinem linken Knöchel ausgebildet hat - das kann ja lustig werden morgen mit
den Motorradstiefeln! Es ist wieder richtig schwül geworden, da dicke schwarze
Wolken aufziehen, trotzdem zieht es mich wieder in die Altstadt, die vor Menschen
schier überquillt. Am Platz der Republik bekomme ich dann mein übliches Radler,
an der Bar wird zu brasilianischen Rhythmen heißer Salsa auf der Straße getanzt,
wobei einige Paare durchaus Temperament und Talent zeigen, soweit ich das als
Laie bewerten kann. Es kühlt auf einmal kräftig ab, Wind kommt auf und die
Sonnenschirme werden eingepackt - zieht doch noch ein Gewitter auf? Gegen
01:30 kommt das Gewitter - eigentlich wollte ich ja nicht so lange aufbleiben,
aber in der Unterkunft habe ich mich noch lange mit einem Indonesier unterhalten,
der in Barcelona lebt und wg. der Hochzeit eines Freundes in Serbien ist -
interessanter Typ.
 
Ausblick am Eingang des Đerdap Nationalpark

Golubac Festung Schöne Szene an einem
Seitenarm
Die Donau schlängelt sich
durch den Park
   
Yugo - in Serbien immer noch oft anzutreffen  Hübsche Fassade
   
Vasen am Eingang zu einem Park Belgrads Straßen laden zum Bummeln ein


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TIPP:
- Auch Serbiens Straßen waren für mich größtenteils eine positive
   Überraschung: Viel Natur ringsum, gut ausgebaut und flott zu fahren.
- Belgrad hat aus touristischer Sicht einiges zu bieten, 2 Tage sind schon
   absolutes Minimum, wenn man was sehen möchte.
- Abends und nachts kann man sich in Belgrad gut verlustieren: Es locken
   viele Restaurants jeglicher Geschmacksrichtung, Bars, Discos, Partyschiffe usw.

Letztes Update: 16.07.2017