Honda SL350 K1

06.07.2022 - Ich ersetze die ausgenudelte Ölpumpe gegen mein
gutes Gebrauchtexemplar, dann werden die Teile des Schleuder-
ölfilters gereinigt und eingebaut. Es folgt der rechte Motordeckel,
die alte Dichtung muß erstmal genügen. Nun soll der rechte Auspuff
wieder montiert werden, dazu setze ich eine Dichtung in den
Zylinderkopf, dann den Auspuffkrümmer drauf, dann meine ange-
fertigten Briden und die Haltekronen - Nanu, warum kriege ich den
Auspuff nicht fest? Die Haltekronen sitzen zu tief und kommen
gegen den Zylinderkopf, aber was ist die Ursache? Nachdem ich
den linken Auspuff demontiert habe, ist mir die Sache klar: Vermutlich
hat der Vorbesitzer die Briden entweder ruiniert oder verloren, neue
kaufen war wohl zu teuer und er hat Briden einer CB250 genommen.
Da die aber zu kurz geraten sind, hat er aus einem Stück Rohr 2
Stücke abgeschnitten und die zwischen Briden und Haltekronen
gesetzt... Jetzt sind meine Briden leider auch zu kurz geraten, wer
konnte das ahnen? Neue mache ich jetzt aber nicht mehr, ich werde
einfach die Rohrstücke gegen selbstgemachte VA Teile ersetzen.
Na schön, die Auspuffanlage sitzt auch, ich ersetze noch das Brems-
pedal gegen das heute aus den USA angekommene Gebrauchtteil,
das muß allerdings noch gerichtet werden. Soweit, so gut... Jetzt
könnte man Öl in den Motor füllen und einen Startversuch wagen,
aber für heute ist es genug und die Nachbarn wollen sicher auch
ihre Ruhe haben!

Die rechte Motorseite ist wieder
gereinigt und zusammengebaut.
Meine schönen, selbst
gemachten Auspuffbriden.
Diese selbst gemachten
Abstandsstücke stehen
nicht im Teilekatalog!
Die Mäuse haben kräftig
am alten Pedal genagt...
Soweit fertig - ob der
Motor funktioniert?

07.07.2022 - Gut, nachdem das Öl eingefüllt ist, kommt das Mopped runter
von der Hebebühne und auf den Montageständer - dann steht die Maschine
mangels Hauptständer gerade und sicherer und ich kann besser ankicken.
Ich will den Motor ein paar Minuten ohne Zündkerzen manuell drehen lassen,
damit die Ölpumpe arbeiten und die Schmierstellen versorgen kann, das geht
am besten über die Haltemutter des Lichtmaschinenrotors. Dazu brauche ich
aber eine passende 14er Nuss im 1/4" Format - habe ich nicht, also auf zum
Baumarkt. Mist, die haben auch nur bis 13 mm, nur in einem 80 Euro teuren
Satz ist eine Nuss dabei, aber den ganzen Rest brauche ich nicht. Aber ich finde
einen "Maschinenadapter" im 1/2" Format, den ich in meine Bohrmaschine
einspannen kann, den nehme ich mit. Ich probiere es mit dem Akkuschrauber,
aber der gibt schon nach wenigen Sekunden auf - zu wenig Power. Die gute
alte, kräftige Metabo Bohrmaschine schafft es, den Motor in Schwung zu versetzen,
ich lasse sie ein paar Minuten laufen, bis sie wg. Überhitzung abschaltet - da sieht
man mal, was ein Anlasser so leisten muss! Ich kontrolliere den Ölstand, der
ist etwas abgesunken, damit ist klar, dass die Ölpumpe arbeitet. Was brauche ich
noch, um den Motor zu starten? Strom, den liefert die neue Gel Batterie, die
lose in den Batteriekasten gesetzt wird. Was noch? Benzin natürlich, das soll
die Spritflasche liefern, aber wo zum Teufel ist das vermaledeite Teil? Nach
20 Minuten Sucherei in allen Schubladen, Werkzeugwagen und Regalen
finde ich sie endlich - sie hing an einem Regal direkt vor meiner Nase - Grrr...
Ich fülle Sprit ein, setze die Zündkerzen in den Motor, schalte die Zündung
ein und trete beherzt auf den Kickstarter - nach ein paar Mal treten meldet
sich der Motor mit einem "Pfft" zu Wort, aber dann klingelt mein Telefon:
Freund und Schrauberkollege Holger ist aus dem hohen Norden angereist
und nach Bonn gekommen, daher breche ich die Arbeiten für heute ab.

Warten auf den ersten Start...


11.07.2022 - Nachdem Holger, ich und ein paar Freunde ein paar nette
Tage mit Ausflügen, Besichtigungen und Biergärten verbracht haben,
naht der Tag seiner Abreise. Da er mich am ersten Tag schon fast angebettelt
hat, etwas schrauben zu dürfen (er ist Schrauber mit Leib und Seele), erbarme
ich mich seiner und lasse ihm freie Hand... ;-) Nachdem er mir erklärt hat, wie
man einen Drehmeissel zum Abstechen parat macht, optimieren wir die Dreh-
bank gleich noch ein wenig, wobei sich zeigt, das ein paar Teile der Quer-
schlittens gebrochen sind - da muß ich Ersatz auftreiben. Dann dackeln wir
in die Garage, wo die SL wartet. Zuerst machen wir uns noch einmal Gedanken
über die Grundeinstellung der Zündung, wobei die Anleitung derselben nicht
gerade hilfreich zur Hand ist... Die Anleitung ist teils unklar, daher drehen wir
den Motor ein paar Mal durch, beobachten Kolbenhub, die Ventiltätigkeit und
die Zündfunken, dann ist auch klar, dass ich den Rotor falsch montiert habe.
Nachdem das behoben ist, geht's voran: Ein paar kräftige Tritte später ver-
nehmen wir die ersten Zündungen, wenn auch nur aus dem linken Zylinder.
Es zeigt sich, dass der Schwimmerstand des rechten Vergasers deutlich zu
niedrig ist, das wird korrigiert und erneut gestartet. Dann bollert der Twin
auf beiden Zylindern, zwar arg unrund, aber ohne Klackern, ohne Scheppern!
Der rechte Vergaser reagiert überhaupt nicht auf die Stand- und Abgas-
schrauben, da stimmt was nicht. Dann teste ich Kupplung und Getriebe:
Alle Gänge lassen sich schalten, es gibt keine Mahlgeräusche, kein Zahn-
radschlagen, die Gänge rasten ein und bleiben drin - Super! Nachdem
wir die Garage und unsere Lungen genug eingeräuchert haben, stellen
wir den Motor wieder ab. Kompression messen: 7 Bar auf beiden Zylindern,
das ist natürlich nicht genug, das Handbuch nennt nach Umrechnung der
PSI Werte 11,7 Bar als Normalwert und 10,3 als Verschleißgrenze,
aber das hatte ich fast erwartet. Wir machen Pause, freuen uns über das
positive Ergebnis und mein Fazit steht damit fest.: Auch hier werde ich, wie
bei meiner CL450 den Block zusammengebaut lassen und nur Zylinder,
Kolben und -kopf überholen, neue Ventilführungen, neue Auslaßventile
und anderes Kleinzeugs liegen sowieso schon bereit. Soweit, so erfreulich!
Kleiner Wermutstropfen ist der rechte Vergaser, der trotz ordentlicher
Überholung nicht richtig mitspielt, vermutlich sind ein paar Kanäle innen
so zugewachsen, dass man sie kaum noch richtig frei bekommt, aber ich
habe bereits einen weiteren Satz Vergaser auktionieren können, die
werde ich ebenfalls überholen, mit den Neuteilen aus meinen Vergasern
komplettieren und dann an den frisch überholten Motor anflanschen.
Auf jeden Fall kann es jetzt weitergehen, als Nächstes werde ich das
Mopped zerlegen und anfangen, die Einzelteile zu überholen oder einem
Fachbetrieb (Verchromen, Lackieren, Zylinder- und -kopfüberarbeitung)
in die Hand zu geben.

Zu wenig, aber zum Laufenlassen hat's gereicht.

12.07.2022 - Ich fange an, die Maschine zu zerlegen, dabei mache ich reichlich
Fotos, um den Zusammenbau zu erleichtern. Das Rücklicht, das hintere Schutz-
blech, die Vergaser, Lenker, Hebeleien, die Kette usw., alles wird abgebaut und
zum Überholen in Kisten gepackt. Auch die Motorhalterungen werden gelöst,
aber zum Herausheben werde ich mir Hilfe holen. Das Motoröl lasse ich auch
wieder ab - bemerkenswert, wieviel Schlamm sich in der kurzen Zeit angesammelt
hat - Späne oder Metallabrieb finden sich zum Glück nicht. Das linke Standrohr
der Gabel sieht nicht mehr schön aus, mal sehen, ob ich Ersatz finde.
Viele Fotos sollen später
beim Zusammenbau helfen.
Ganz schön
schwarz geworden...
Fast komplett zerlegt.


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Letztes Update: 12.07.2022