Moto Guzzi 1000 S Serie 2

03.04.2023 - Gestern habe ich noch eine Probefahrt gemacht, da
der Nachmittag zumindest trocken blieb. Die Guzzi ist mechanisch
recht leise geworden, das laute Klappern ist weg und auch das un-
regelmässige "Klonk" scheint verschwunden. Dafür nervt, dass das
Gas z. B. beim Schalten 1-2 Sekunden hängen bleibt. Darum kümmere
ich mich am heutigen Abend: Zuerst stelle ich sicher, das die Gaszüge
genügend Spiel haben und frei agieren können, dann ersetze ich die
etwas weicheren Schieberfedern wieder gegen die harten Originale.
Motor an, die Vergaser werden erneut abgestimmt, wobei ich das
Spiel der Gaszüge recht grosszügig halte. Nachdem ich Ab- und Stand-
gas neu justiert und die Vergaser etwas fetter eingestellt habe, geht's
zur Probefahrt... Sieht so aus, als wenn die Maschine jetzt sauber läuft,
wenngleich der rechte Vergaser aus dem Stand minimal verzögert reagiert,
damit kann ich erstmal leben. Es heißt weiter: Abwarten...


Da steht sie wieder.

10.04.2023 - Das Wetter am Vortag war ausreichend gut - Zeit für
eine ausgiebige Probefahrt! Mechanisch ist der Motor offenbar fit,
aber es mangelt an Leistung und nach wie vor bleibt das Gas immer
wieder hängen. Heute sehe ich mir die Sache genauer an, zuerst fällt
allerdings etwas Anderes auf: die vordere rechte Bremsscheibe ist außen
total verölt, offenbar ist der Bremskolben bzw. sind dessen Dichtungen
nicht mehr in Ordnung. Einen Reparatursatz hatte ich vor längerer Zeit
bestellt also raus mit dem Sattel. Ich zerlege ihn und sehe mir die Sache
an: viel Rostbrühe und verklumpte Suppe im Sattel. Er wird gründlich
gereinigt, die ziemlich gut erhaltenen Kolben erhalten neue Dichtungen
und Staubmanschetten, der Sattel wird wieder angebaut und entlüftet,
die Bremsbeläge sind noch brauchbar, sie werden ebenfalls gereinigt
und mit Schmirgelpapier abgezogen. Die Scheibe wird abgewaschen,
damit sollte dieses Kapitel abgeschlossen sein, ansonsten hole ich mir
einen gebrauchten Sattel. Weiter geht's mit dem Motor: Während der
gestrigen Fahrt habe ich bereits überlegt, wo das Problem liegen könnte
und baue daher zuerst den rechten Vergaser ab: Der Schieber öffnet sich
nur zur Hälfte - kein Wunder, dass hier Leistung fehlt! Als Ursache
wird der kleine Plastikhebel ausgemacht, der die Beschleunigerpumpe
betätigt, er hat sich verkantet. Aber warum bleibt das Gas hängen?
Der linke Gaszug ist etwas zu kurz (Nachbauteil, da kein Original mehr
zu bekommen), ich kürze die Hülle um einen Zentimeter und kann nun
dem Zug etwas Spiel geben. Erneute Probefahrt: Leistung ist da und
das Gas scheint momentan auch nicht mehr hängen zu bleiben. Voller
Elan will ich gleich noch den Ölwechsel machen, dabei die undichte
Wanne ersetzen und auch noch mal die Ventile einstellen. Öl raus,
Wanne ab, dann baue ich die restlichen Teile in die neue (gebrauchte)
Wanne um. Mit Entsetzen stelle ich fest, das ich keinen neuen Ölfilter
mehr da habe - der Filter meiner V11 passt leider auch nicht! So
kurz vor dem Ziel gescheitert - Mist! Na gut, dann prüfen wir noch
das Ventilspiel, nachdem sich die neuen Stösseltassen nach den
gestrigen 160 km eingelaufen haben sollten. Hier ist nur minimal
was nachzustellen, jetzt muß ich mit der Montage der Ölwanne
abwarten, bis der nachbestellte Ölfilter da ist. Außerdem habe ich
noch 2 neue Kugelgelenke für den Schalthebel bestellt, da der
obere deutlich Spiel hat.

Ganz schön Rostschmodder... ...hinter den Bremskolben.
Neu abgedichtet. Die Scheibe braucht
noch Zuwendung.
Leider kein neuer
Ölfilter mehr da...

12.04.2023 - Eine schnelle Lieferung mit Teilen ist da - vor allem der
schmerzlich vermisste Ölfilter... Daher mache ich etwas früher Feierabend und
trete den Heimweg an. Der Ölfilter wird montiert, dann hilft (hoffentlich) etwas
Dichtmasse auf den Dichtflächen, das die Öltropferei an der Wanne endlich ein
Ende hat. Die Ölwanne wird montiert, dann frisches Öl eingefüllt. Dann baue ich
das Schaltgestänge aus, dessen Kugelgelenke deutlich Spiel haben. Das Teil
gibt es zwar komplett nicht mehr neu, aber ich habe 2 gleiche Kugelgelenke,
die ich einfach mit einem Stück VA Gewindestab verbinde, die neuen Gelenke
werden mit Fett versorgt, dann die Dichtmanschetten der alten Gelenke gereinigt
und auf die Neuteile montiert. Dann lasse ich den Motor ein paar Minuten laufen,
ob's aber wirklich dicht ist, wird erst eine erneute Probefahrt zeigen.
Dicht? Man wird sehen... Damit wird die Schaltung
etwas spielfreier.

20.04.2023 - Die letzte Ausfahrt bzw. Probefahrt hat gezeigt, das der Motor
zwar dicht ist, aber immer noch das Gas kleben bleibt. Meiner Meinung nach
scheinen dabei beide Zylinder daran beteiligt, also kann's eigentlich nur noch
am Gasgriff bzw. dem Zugverteiler oben am Lenker liegen. Ich habe mir daher
bei einem Händler beide Teile gebraucht auktioniert, die sind heute angekommen.
Ich baue den Gasgriff ab und sehe mir alles sehr genau an: Aufgrund von ein
paar Spuren ersetze ich die untere Griffschale, die Zugführung und im Verteiler
den kleinen "Kolben", der die Züge aufnimmt. Die Vergaser werden erneut
(zum x-ten Mal...) synchronisiert, Ab- und Standgas eingestellt, die Probefahrt
entfällt wg. schlechten Wetters allerdings.
Ob der Ersatz dieser Teile hilft?

22.04.2023 - Eigentlich lockt das Wetter heute eher zum Fahren, aber da das
Mopped immer noch nicht so recht will... Die gestrige kurze Probefahrt hat
gezeigt, dass das Problem immer noch da ist - Mist! Ich prüfe das nach
der Fahrt noch einmal ganz genau: Wenn ich ganz lamgsam an den Gaszügen
am Verteiler oben am Gasgriff ziehe, kann man merken, dass der rechte
Zylinder das Problem ist - doch nicht beide Zylinder. Heute will ich den
rechten Vergaser abmontieren und zerlegen, aber eine Idee kommt mir in
den Sinn: Tauschen wir doch mal die Gasschieber von links nach rechts
(die sind identisch) und siehe da: das Problem ist nach links gewandert!
Ich habe beide Schieber mindestens schon 10 mal in der Hand gehabt,
aber es ist nichts dran zu erkennen, nur ganz leichte Laufspuren, keine
Kratzer, keine Macken. Jetzt vermesse ich den mutmaßlich defekten
Schieber mit der Schieblehre und siehe da: Unten ist er maßhaltig, aber im
oberen Teil ist er gut 3/10 mm unrund, also oval! Darum klemmt er auch
immer wieder mal, besonders natürlich, wenn der Motor warm geworden ist.
Vermutlich ist das Teil dem Vorbesitzer mal heruntergefallen... Ich schleife
ihn mit feinem Schmirgelpapier ab, wohl wissend, das er nun endgültig
hin ist, aber das ist mir jetzt egal, noch in der Garage wird via Telefon
ein Neuteil bestellt. Aber nun geht's in die City zur Probefahrt, ich will
Altöl loswerden und brauche 5 Liter frisches 10W-40 für meine Honda's.
Die Guzzi läuft wie ein Uhrwerk, das Gas geht sauber zurück. HA!!! Endlich!
Zurück in der Garage wird noch ein weiteres Mal Stand- und Abgas
feinjustiert, aber nun scheint endlich Ruhe zu sein. Ein kleines Problem
bedarf aber noch der Aufmerksamkeit: die Bremsbeläge vorne rechts,
dessen Bremskolben undicht waren, sind wieder etwas zugesetzt. Ich reinige
sie und die Scheibe mit Bremsenreiniger, wenn das nicht dauerhaft hilft,
hole ich mir halt einen neuen Satz Beläge.
Der Übeltäter!


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Letztes Update: 22.04.2023